und dann zusätzlich eines mit einem weltbekannten Opernsänger bekommst.
Vor vielen Jahren hatte ich mir angewöhnt (Beweis)-Fotos von meinen prominenten Interviewpartnern und mir zu machen, um aufzeigen zu können, dass ich selbige tatsächlich getroffen hatte. Mich ärgerte – vor allem im Radio- und TV-Bereich – die Vorgehensweise, eingekaufte O-Töne zu senden, die nicht selbst erstellt worden waren, aber dennoch so zu tun, also ob man gerade oder vorab mit dem gegenüber gesprochen hätte. Handy und Co. und die damit einhergehende Selfie-Überflutung – nicht falsch verstehen, ich gönne jedem Fan sein Bild mit seiner „Ikone“ – ließen mich dies in letzter Zeit etwas reduzieren.
Doch es gibt diese Momente, da werde auch ich zum Fangirl. Und wenn dann in deiner Heimatstadt eine Fußball-Nationalmannschaft ihr Turnier-Quartier aufgeschlagen hat, dann liegt die Versuchung nahe, auch einen Schnappschuss ergattern zu wollen. Zumal, wenn sich unter den serbischen Kickern eben bekannte Spieler wie Dušan Tadić (Fenerbahçe Istanbul), Luka Jović (AC Mailand und Champions-League Sieger mit Real Madrid) oder Filip Kostić (früher Frankfurt, jetzt Juventus Turin) befinden. Der geschäftliche Termin im Teamhotel verschaffte also die Chance, erfolgreich zu sein. Außer mir waren natürlich zahlreiche Fans, vor allem auch türkische Mitbürger wegen Tadić, in der Nähe, die dasselbe Ziel hatten.

Ich saß also mit meinem Gesprächspartner beim Glas Wein und wartete, ob sich eine Gelegenheit ergeben könnte. Als mein Blick zum Nebentisch wanderte, stutzte ich, denn dort saß, völlig unbehelligt: Opernsänger Rolando Villazón. Nach einem kleinen Small-Talk mit dem weltbekannten Tenor, bat ich ihn um ein Erinnerungsfoto, da eben neben Fußball die klassische Musik zu meinen Interessen zählt. Villazón ist Moderator bei Klassik Radio, das seinen Sitz in Augsburg hat und einmal im Monat hier. Die Stadt gefällt ihm, wie er betonte.
Ich musste etwas schmunzeln, da mir einmal mehr auffiel, wie sehr es doch davon abhängt, worauf sich gerade die Aufmerksamkeit der Menschen fokussiert oder deren Interesse überhaupt liegt.
Eines möchte ich an dieser Stelle noch anfügen, als ich bereits über das Training der Serben in Augsburg geschrieben habe, wurde ich darauf aufmerksam gemacht, ob ich denn nicht wüsste, was die Serben für ein Volk seien. Dass dies natürlich auf die Kriegs-Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien Anfang der 1990er Jahre abzielte, ist mir bewusst. Sie und die Gräueltaten sollen, dürfen auch in keinem Fall vergessen werden, denn das Leid vieler besteht auch 30 Jahre später in der Erinnerung und im Herzen der Betroffenen. Eindeutige Flaggen serbischer Fans mit dem Hinweis der Kosovo gehöre zu ihnen, die diese Wunden wieder aufreißen, tun ihr Übriges. Nur find ich wirklich, an die Vergangenheit erinnern, mahnen, dass sie sich nicht wiederholt ist das eine, aber friedlich zusammen diese EM zu (er)leben ist das andere, genauso Wichtige. Das gilt für alle!