Tag der Vergeltung – 2024 in Kaltenberg

Alles beginnt in diesem Jahr mit einer
Freidressur, die einem eindrücklich die Anmut der Pferde zeigt. Fahnenträger zu Pferd und Fahnenschwinger zu Fuß lassen anschließend die gewohnt prachtvollen Bilder in der Arena entstehen. Und schon ist das Publikum mittendrin im lebendig gewordenen „Ritterfilm“ voller Heldentaten um Ruhm und Ehre. Doch wie es sich gehört, es gibt die Wendung zu Angst und Schrecken, ohne die ja das Gute seine edle Gesinnung nicht zeigen und den Kampf gegen das Böse nicht ausführen kann: Die Dressur und die Fahnenparade sollen eigentlich die Höhepunkte eines rauschenden Ritterfestes sein, das zu Ehren von Ulrich, dem Starkem, auf Schloss Kaltenberg gefeiert wird. Doch es kommt anders, da der Schwarze Ritter Wolfsbarth eigene, finstere Pläne verfolgt. Ihm zur Seite steht eine Reihe an illustren Kämpfern und Kämpferinnen, wie zum Beispiel Attila, der Mongole, Ritter Eberwin in seiner Wildschweinrüstung, Lyssa mit ihrer vergifteten Lanze oder Kato, der Tsunami, ein
erfahrener Samurai.
Doch auch der verstoßene Ulrich bleibt nicht lang allein. Da wären zum Beispiel die
Amazone Helena und ihre Soldatinnen. Oder der geheimnisvolle Schamane Jakob, der
Ulrich aufzeigt, wie er Wolfsbart bekämpfen kann … Freuen darf sich das Publikum beim „Tag der Vergeltung“ noch auf eine gespenstische Gegenwelt, in der Blitze durch die Arena zucken. Spektakulär ist auch das dekadente Fest des Bösewichts, der seinen herbeigestohlenen Reichtum mit goldenem Katapult und goldenen Bierfässern zur Schau stellt. Und dann ist da ja auch noch ein diamantenes Schwert, dem magische Kräfte innewohnen …

Zum sechsten Mal führt Alexander May Regie beim Kaltenberger Ritterturnier.
Herr May, worauf freuen Sie sich beim Kaltenberger Ritterturnier am meisten?

Dass wir in jedem Jahr eine vollkommen neue Show erfinden. Es gibt Elemente, wie die Voltige oder das Turnier, bei denen wir uns in einem vorgegebenen Rahmen bewegen, der in der Natur der Sache liegt. Aber alles andere drumherum ist jedes Jahr neu. Das ist ein enormer Kraftakt, der sich aber immer wieder lohnt, wie wir an den Reaktionen des Publikums merken. In diesem Jahr etwa stand ich bei den Proben und dachte nur: Wow, wir haben es geschafft, die Schlacht zwischen den Truppen des Schwarzen Ritters Wolfsbarth und dem Helden Ulrich vollkommen neu zu erfinden. Es ist einfach ein Riesenspaß, jedes Jahr in die Arena abzutauchen, und Ritterspiele zu erfinden.


Was unterscheidet die Arbeit in Kaltenberg von Ihren anderen Regiearbeiten?

Das Besondere an Kaltenberg ist die Zusammenarbeit von professionellen Schauspielern, verschiedenen Kampfgruppen und Laiendarstellern. Hier haben wir in den letzten Jahren
intensiv am Zusammenspiel sowie am künstlerischen Ausdruck gearbeitet und sehr große Fortschritte gemacht. Ich finde, das sieht man der Show auch an.


Wie lief das ab?

Zum Beispiel, indem wir vor allem mit den Laiendarstellern unterschiedliche Charaktere und unterschiedliche Bewegungselemente erarbeitet haben. Das hat bei vielen zu einer ganz anderen Körperlichkeit geführt. Ich kann nun zum Beispiel sagen, dass wir jetzt den
negativen Charakter rausholen und wir uns in Zeitlupe nach links bewegen. Und jeder weiß sofort, was er zu tun hat und was von ihm erwartet wird. Wir müssen mittlerweile nicht mehr so sehr an Basics arbeiten, sondern können tiefer in die jeweiligen Szenen eintauchen.


Wurden auch hinter den Kulissen Veränderungen vorgenommen?

Ja, zum Beispiel bei der Inspizienz. Die Inspizienz ist die Nervenzentrale der technischen Abläufe, sie macht zum Beispiel alle Einrufe und gibt alle Licht- und Tonsignale. Sie fährt die Show gemeinsam mit dem technischen Team. Normalerweise kommt die Inspizienz erst nach den Proben hinzu, wenn die Show fertig einstudiert ist. Bei uns ist die Inspizienz bereits bei den Proben dabei. Sie ist daher viel vertrauter mit der Show, kennt schwierige Passagen
und kann im Falle eines Falles – was in einer Liveshow wie Kaltenberg im Grunde immer
vorkommt –, noch besser auf unvorhergesehene Situationen reagieren.


Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der französischen Cavalcade, der
Stuntgruppe, die für die Pferdestunts verantwortlich ist?


Seit zwei Jahren profitieren wir sehr davon, dass Frédéric Laforet, der ja als Schwarzer Ritter zur Kaltenberg-Legende wurde, nicht mehr die Hauptrolle reitet. Er kann sich jetzt stärker auf die Koordination und Kommunikation fokussieren, so dass wir auch hier noch effizienter und gewinnbringender arbeiten.