Bild: ZDF und Stefan Erhard

Noch ein TV-Arzt – braucht es das? Ja, denn Doktor Ballouz ist anders!

Knittiger Trenchcoat, kleiner Trabi und ein großes Herz, das sind die Markenzeichen von Dr. Amin Ballouz, dem Chefarzt der kleinen Klinik in der Uckermark. Gemeinsam mit seinem Team kämpft er um das Wohl der Patienten, manchmal mit ungewöhnlichen Mitteln, aber immer empathisch, klug und aufrichtig. Ballouz ist fast ein Philosoph, der die Bedürfnisse der Menschen kennt und sich kümmert.

Man hat den Eindruck, dass Sie oft den Bösewicht spielen, nun sind Sie in Doktor Ballouz, ein einfühlsamer Arzt. Ist dies tatsächlich so, dass sie auf den Bösen abonniert sind, oder stimmt dies gar nicht?

Merab Ninidze: Es passierte häufiger in den letzten Jahren, wenn man einen Migrationshintergrund hat, Deutsch mit Akzent spricht, dass man schnell in eine Schublade gesteckt wird und es heißt, er kann ein Russe, ein Araber sein, alles, was eben nicht von hier stammt, da seine Sprache und sein Aussehen nicht Deutsch genug sind. Ich denke so läuft es manchmal mit Klischees, und bis man die Möglichkeit hat, sich in anderen Rollen zu beweisen, vergeht ein halbes Leben. Ich hatte die unterschiedlichsten Rollen, mit 17 meinen ersten Kinofilm in Georgien gedreht, einen Selbstmörder. Diese Rolle prägte mich über Jahre hinweg und ich wurde in Georgien auf die schwermütigen Typen, die kleinen Philosophen festgelegt. Dann kam eine andere berufliche Phase, ich kam als Emigrant nach Österreich, durfte einen serbischen Soldaten, einen polnischen Verbrecher verkörpern und so weiter. Im Film von Caroline Link „Nirgendwo in Afrika“ jedoch spielte ich einen deutschen Juden, einen Rechtsanwalt. Das war meine Einweihung im deutschsprachigen Raum. Da die Figur allerdings keinen Akzent haben durfte, wurde ich von dem großartigen Herbert Knaup nach synchronisiert. 

Umso schöner ist es doch, dass Sie jetzt Dr. Ballouz sind. Wobei ich mich fragte, braucht es schon wieder eine Arztserie, oder eben doch? 

Merab Ninidze: Ich hoffe, dass wir das Publikum erreichen können. Wir haben alle unser Bestes gegeben, jeder Darsteller, die Regisseure. Ich musste mich anfangs in meine Rolle hineinfinden, denn Ballouz ist gut, eine Art Meister Yoda, ich musste mich immer daran erinnern, dass ich eine Rolle habe, die nicht verlangt eisenhart zu sein. Ich musste in mir selbst etwas aufwecken, was dort lange geschlafen hat. Die Möglichkeit, einen guten Menschen darzustellen, hatte ich in den letzten Jahren nicht so oft. Wobei ich immer versuchte, auch die Bösewichte, wenn möglich und im  Rahmen menschlich zu spielen. 

In unserer Serie gibt es auch in Nuancen, ganz dezent witzige Momente. Aber auch der Tod wird bei Dr. Ballouz thematisiert, nicht verneint oder verweigert. Unser Alltag ist vom Tod geprägt, wir reden aber nicht darüber …erst, wenn wir betroffen sind. In der Serie ist dies aber Thema und vor allem bei Ballouz selbst. Im Laufe der sechs Folgen befinden wir uns inmitten seiner Wandlung. Er ist ein Familienmensch, der plötzlich alles verloren hat, was er geliebt hat und dennoch funktionieren, für Menschen da sein muss. Er hat Glück, dass er diesen Beruf ausübt, die Menschen brauchen ihn, sonst wäre er auch verloren, weil sein Schmerz so groß ist.

In der Serie werden unterschiedliche Themen angesprochen: Kinderlosigkeit,  Adoption, Einsamkeit, Mehrfach-Belastung oder Behinderung. Und inmitten Dr. Ballouz mit seiner eigenen Trauer. Ein interessantes Stilmittel ist seine Zwiesprache mit seiner verstorbenen Frau, die ihm in einer Folge „sagt“: Du kannst nicht alle retten. Wie waren für Sie persönlich die Dreharbeiten?

Merab Ninidze: Mich hat die Serie auch menschlich berührt, über das letzte Jahr gebracht. Wir haben im Februar zu drehen begonnen, dann wegen Corona unterbrochen, Anfang Juni weiter gemacht und waren im August fertig. Das war ein Geschenk, dass ich unter Menschen sein konnte und dies tun konnte, was ich am liebsten mache. Was würde ich ohne diese menschlichen Begegnungen machen. Für mich war es nur schwierig, da ich nicht S-Bahn fahren durfte, ich liebe das normalerweise, dort zu sitzen, die Menschen beobachten zu können. Ich fahre keine Auto. Das ist Teil meines Alltags, es wurde mir aber streng verboten und ich wurde immer alleine abgeholt und zum Set gefahren. Dort, wo ich Dr. Ballouz sein durfte, habe ich dann alles vergessen.

Dr. Ballouz wirkt so authentisch.

Merab Ninidze: Menschen zweifeln oft, sind nicht sicher, egal ob sie Arzt, Schauspieler oder etwas anderes sind. Diese Zweifel hat auch Ballouz, aber wie oft sehen wir so etwas? Fernsehen zeigt oft das Leben so wie es nicht ist. Aber was passiert, wenn jemand so viel Schmerz und Trauer verarbeiten muss? Und das müssen wir alle, jeder irgendwann. Für mich, ich wiederhole mich, war es ein Geschenk, dies spielen zu können. Unser Produzent hat von Beginn an an mich geglaubt, obwohl nicht alle mir diese Rolle ob ihrer Menschlichkeit zutrauten. Auch mein Akzent war ein Thema. Umso mehr freut es mich, dass ich letztendlich diese Rolle spielen durfte, und es hat geklappt. 

DOKTOR BALLOUZ

ab Donnerstag, 08. April 2021

um 20:15 Uhr im ZDF

mit Merab Ninidze, Julia Richter, Nadja Bobyleva, Daniel Fritz, Vincent Krüger und vielen anderen