Die prominent besetzte Geschichte über Tanzschulbesitzerin Caterina Schöllack (Claudia Michelsen) und ihre drei Töchter begeisterte schon in den ersten Staffeln „Ku’damm 56“ und „Ku’damm 59“. Nun geht es weiter mit den Lebenswegen von Monika (Sonja Gerhardt), Eva (Emilia Schüle) und Helga (Maria Ehrich). Mit Maria Ehrich konnte ich über ihre Rolle sprechen. Es geht in der bis dato Trilogie um Frauen, und auch um den Weg ihrer Emanzipation.
Im ersten Dreiteiler „Ku‘damm 56“ war ihre Rolle der Helga für mich die, der braven funktionierenden Tochter, zumindest am Anfang, die der Mutter alles Recht machen möchte. Bereits in Teil 2 sieht man jedoch ihre Entwicklung, die sich im dritten Teil fortsetzt. Wie sehen Sie Helga?
Maria Ehrich: Ich glaube bei Helga muss man sehen, sie ist die älteste der drei Schwestern und diejenige, die die Kriegszeit noch an ehesten mitbekommen hat und in dieses preußische Korsett hineingepresst wurde und ihrer Mutter am allermeisten gefallen möchte. Sie ist gefangen in ihrer Zeit. Am Anfang hat sie alles angenommen und sich nicht irritieren lassen wollen, egal was kam, ob die Ehe mit ihrem homosexuellen Mann oder wie sie als Frau behandelt und dargestellt wird. Schon in der zweiten Staffel hat sie sich langsam abgewendet, und hatte innerlich eine Art Intuition: „Helga, Du musst Dich jetzt einmal breiter aufstellen und weg von diesem fest gefahrenen Frauenbild.“ Sie konnte aber noch nicht, doch jetzt bei Ku‘damm 63 kann sie gar nicht anders, als in dieser Welle der Emanzipation mit geschwemmt zu werden. Das ist total schön, so krampfhaft und eingefahren sie sich daran festgehalten hat, dass sie nun die ersten Schritte in die Freiheit gehen kann.
Ich finde das spannend! Helga guckt ja viel auf ihre jüngere Schwestern Monika, und auch auf Eva, die es macht komplett anders macht, um aus dem Korsett auszubrechen. Helga sieht an ihren beiden Schwestern wie es funktionieren kann, obwohl diese natürlich auch ihre Höhen und Tiefen haben. Auch ich empfinde oftmals jüngere Frauen als Impuls wie man die Dinge anders angehen kann, wenn man sich nur traut.
Maria Ehrich: Ja absolut, die Zeiten ändern sich, auch für die Figuren Helga, Eva und Monika. Sie lernen voneinander und miteinander.
Sie spielen hier einmal mehr in einer Reihe (Anmerkung: Maria Ehrich wirkte in den Literatur-Verfilmungen Rubinrot, Saphirblau und Smaragdgrün in einer Hauptrolle mit), wo sehen Sie für sich persönlich als Schauspielerin neben anderer spannender Produktionen den Vorteil in einer Reihe agieren zu können?
Maria Ehrich: Wichtig ist, dass man spürt, dass in der Figur eine Veränderung angelegt ist, und dies schon im ersten Teil. Man muss für sich genau sehen, was man spielt und was nicht. Bei Ku‘damm fand ich es von Beginn an sehr interessant, wobei wir nicht wussten, ob es eine Fortsetzung gibt. Es ist toll, wenn man eine Reihe machen kann, das gibt auch Sicherheit in unserem unstetigen Beruf, zudem wenn sich die Figur entwickelt.
Jetzt sind Sie sehr jung, ich persönlich empfinde diese Zeit, obwohl wir heutzutage weitaus mehr Vorteile haben als damals, trotzdem als schön, womöglich sehe ich dies jedoch etwas zu romantisch.
Wie geht es Ihnen mit dieser Zeit, gibt es etwas, was Ihrer Meinung durchaus mit ins Heute „gerettet“ werden hätte können?
Maria Ehrich: Jede Zeit hat und hatte ihre Vor- und Nachteile. Für mich als sehr freie Frau, die macht, was sie will und es auch schon immer getan hat, wäre es schwer, diese Enge zu haben. Andererseits glaube ich, liegt in dieser Einfachheit, nicht der Frauen, aber allgemein im Leben eine Ruhe, die ich mir manchmal für uns wünschte. Wir können alles machen, meine und auch die jüngere Generation wissen allerdings oftmals nicht so richtig, was sie machen sollen, weil sich so viele Möglichkeiten bieten.
Das ZDF zeigte die drei Filme am Sonntag, 21.,Montag, 22., und heute am Mittwoch, 24. März 2021, jeweils um 20.15 Uhr und in der ZDF-Mediathek. In weiteren Rollen spielen Trystan Pütter, Sabin Tambrea, August Wittgenstein, Heino Ferch, Uwe Ochsenknecht, Giovanni Funiati sowie Helen Schneider und viele andere.