Foto: ZDF und Stefan Erhard

„Doktor Ballouz“ – Interview mit Julia Richter

„Doktor Ballouz“ die neue sechsteilige Primetime-Serie um den ungewöhnlichen Chefarzt einer kleinen Klinik in der Uckermark, läuft seit 8. April jeweils mit einer Doppelfolge ab 20.15 Uhr.
Zum Inhalt: Dr. Amin Ballouz (Merab Ninidze) ist kein gewöhnlicher Doktor. Knittriger Trenchcoat, kleiner Trabi und vor allem ein großes Herz im Umgang mit den Patienten sind seine Markenzeichen. Gemeinsam mit seinem Team ist er die letzte Bastion der medizinischen Versorgung in einem menschenleeren, aber idyllischen Landstrich an der polnischen Grenze. Zu Ballouz‘ Team gehören neben Dr. Mark Schilling (Daniel Fritz), ein zielstrebiger Oberarzt, die Assistenzärztin Dr. Michelle Schwan (Nadja Bobyleva), die in Ballouz ebenso einen Mentor findet wie der rebellische Außenseiter Vincent (Vincent Krüger), der im Krankenhaus als Reinigungskraft Sozialstunden leistet.
Zu guter Letzt gehört zum Team auch die Neurologin Dr. Barbara Forster, gespielt von Julia Richter, mit der ihn eine tiefe Freundschaft verbindet. Mit ihr sprach ich über ihre Rolle und Kollege Merab Ninidze.


Was ich von Ihnen kenne, Ihre Rollen, die ich im Hinterkopf habe wirken auf mich derart, dass Sie oft den versöhnlichen Part inne haben. Auch bei Barbara Forster erscheint es mir, dass diese Doktor Ballouz in seinem Schmerz und Verlust immer auffängt, da der sehr belastet ist. Wie sehen Sie das?


Julia Richter: Das sind schon Eigenschaften, die in den Rollen von mir gewünscht und die auch ein Teil von mir sind. Ich finde es selbst immer spannend, wie unterschiedlich Filme dann doch auch von den Menschen gesehen werden. Der eine nennt es versöhnlich, der andere positiv. Ich versuche in jeder Rolle einen Zugang zur Person, die ich darstelle, zu bekommen. Bei Reihen und Serien suchen sicher die Caster und Produzenten auch Menschen, bei denen sie erwarten, dass deren Persönlichkeit die Attribute der Rolle ausmachen. Die von Barbara Forster machen auch einen großen Teil von mir aus. Ich bin sicher kein verschlossener, nicht emotionaler, unempathischer Typ. Ich habe auch schon eine Auftragskillerin gespielt, von der ich erst dachte: was für eine gruselige Frau. An die Figur musste ich mich erst einmal herantasten. Mein Beruf wird dadurch aber spannend, ich bekam Schießtraining, obwohl ich extrem schreckhaft bin und Schießen überhaupt nichts für mich ist.


Was gefällt Ihnen an Barbara?


Julia Richter: Ihr Privatleben ist nicht so einfach, das mag ich an der Serie, dass alle Figuren eine gute Ambivalenz haben. Barbaras Beziehung etwa geht in die Brüche, sie findet jedoch einen interessanten Weg damit umzugehen. Ich bin auch gespannt, wie sich alles noch entwickeln wird. Wir haben gerade erst erfahren, dass wir eine nächste Staffel drehen.


Arztserien scheinen immer noch gut anzukommen, der Halbgott in Weiß lockt vor den Fernseher, dennoch braucht es noch eine Arztserie?


Julia Richter: Ehrlich gesagt, hätte ich nie gedacht in einer Arztserie mitzuwirken. Aber die Zusage für Dr. Ballouz hat tatsächlich etwas mit dem Produzenten zu tun, mit dem ich schon einen tollen Film gemacht habe. Ich weiß, wie er arbeitet, wie inhaltlich er denkt, wie wichtig es ihm ist, anderes, gutes, emotionales Unterhaltungsfernsehen zu machen… Dadurch, dass die Anfrage von ihm kam, habe ich mich dafür interessiert, das Drehbuch gelesen und bin zum Casting gegangen. Und das Casting mit Merab (Ninidze, Anmerkung: er spielt den Dr. Ballouz) war so besonders. Er ist auch so ein Kollege, dass es mir dann völlig egal war, dass ich womöglich sagen muss, ich mach jetzt auch eine Arztserie. Zudem mochte ich diese beiden Figuren. Ich merkte von Anfang an, dass da etwas zwischen ihnen passiert…sie haben eine Verbundenheit, eine unausgesprochene Vertrautheit, sie wissen sehr viel voneinander und schätzen sich. Spannend ist ja auch die Frage, inwieweit Mann und Frau miteinander befreundet sein können. Andreas Menk ist ein Regisseur, der sich für die Figuren interessiert und sucht, was hinter den Worten steckt. Und ich dachte okay, es geht um Menschen und die Bandbreite der Emotionalen, auch mit Humor, und ich ließ mich darauf ein.


Die Serie spielt in der Uckermarck, eine karge Gegend. Ein wenig hab ich den Eindruck, Dr. Ballouz ist auch ein Plädoyer für ärztliche Versorgung auf dem Land. Wie ist Ihre Meinung zum Erhalt kleinerer Krankenhäuser?


Julia Richter: Generell ist es ein wichtiges Thema, mit dem ich in Berührung kam als ich vor Jahren mit dem Hebammenverband zu tun hatte und auf einem Podium dabei war. Sie haben ja große Probleme in ihrem Beruf zu arbeiten. Etwa auf Sylt, wo die Frauen gar nicht mehr normal entbinden können, sondern Wochen vorher in ein Krankenhaus müssen. Und auf einmal wird eine natürliche Geburt zum Krankheitsfall und mit ganz anderen Ängsten verknüpft. Und unserem Produzenten Uwe Urbas war es wichtig, einen Ort zu zeigen, der Menschsein und Hoffnung bedeutet, auch wenn er damit das kleine Krankenhaus idealisiert. Es gibt Studien darüber, dass es schon hilft, wenn wir uns gesehen fühlen und miteinander kommunizieren.