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Mark Waschke beim Tatort in Berlin bald ohne Meret Becker!

Der Berliner Tatort wirft einen Blick auf unser Leben in 2022 miteinander

Abschied von Meret Becker beim Berliner Tatort: Im Gespräch mit Mark Waschke, der in 15 Folgen ihren Partner Robert Karow spielte, geht es um Vertrauen und was ihn an Beziehungen zwischen den Kommissaren interessiert.

Es ist ja allgemein bekannt, dass Meret Becker aufhören wird. Dennoch möchte ich nicht spoilern, wie ihr Abgang in der Folge „Das Mädchen, das allein nach Haus´ geht“ (22. Mai) sein wird!

Wie oft haben sie jetzt schon zusammen als Berliner-Tatort-Team gespielt? Seit 2015 ermitteln sie zusammen, das ist nun die 15. folge, eine lange Zeit! 

Mir fällt in der Rückblende auf, dass das Thema Vertrauen der beiden Rollenfiguren (Nina Rubin und Robert Karow) zueinander schon ein präsentes ist. Sie hatten es miteinander von Beginn an nicht leicht, Vertrauen wurde nur langsam aufgebaut. Und nun in dieser Folge wird es wieder auf den Prüfstand gestellt.

Mark Waschke: In der letzten Folge fällt das Wort Vertrauen schon öfter. Aber über all die Jahre hinweg, ist das Interessante an dieser Beziehung, dass es erst einmal eine Arbeitsbeziehung ist. Die aber ganz schnell persönliche und intimere Züge bekam, aber von beiden Seiten nicht wahr gehabt werden wollte, was daran an Gefahr, jedoch auch schönem Potential mitkam. Diese Entwicklung war spannend für uns beide zu spielen, über all die Jahre. Im Rückblick sehe ich das gerade wie einen großen Film. Gar nicht wie viele Filme hintereinander, sondern wie einen, in dem man sich aneinander, miteinander und gegeneinander entwickelt hat. Ein Anziehungs- und Abstossungsprozess und gleichzeitig ein Draufgucken und Hinterfragen, was ist das da überhaupt. Das ist für mich spannender als die ganze Zeit eine solide, berechenbare, klare Beziehung zu spielen. 

Als Zuschauerin bin ich hin- und hergerissen, ob mir diese Beziehungsgeflechte nicht etwas zu viel sind. Aber Ihnen ist das schon wichtig?

Mark Waschke: Sie sprechen von Ermittlerduos allgemein. Ich kann nur für mich sprechen, wie man das in seinem Arbeitsumfeld auch erlebt, es lappt immer beides ineinander hinein: die Arbeit in die private Beziehung, und das private, persönliche durchdringt immer wieder den Arbeitsbereich, auch wenn man versucht, das ordentlich zu trennen. Und wenn es eine Überbewertung der einen Seite gibt, dann wird es natürlich anstrengend. Doch finde ich es beim Erzählen eines Krimis wesentlich spannender als nur herauszufinden, wer der Mörder, die Mörderin war. Stattdessen zu sehen wie die Leute miteinander umgehen, wie sie sich zueinander verhalten, sich unter Druck setzen. Zu sehen, wo Macht eine Rolle spielt, obwohl der Machtkampf dort überhaupt nichts verloren hat. Wo unterdrückt wer wen mit welchen Mitteln und wo wird manipuliert? Welchen Blick, welches Licht  wirft all das auf das Leben, dass wir in 2022 miteinander leben. Dies ist für mich beim Krimi erzählen eine wichtige Frage. 

Die Rolle von Meret Becker ist für mich ein komplexer Charakter. Ihre Rolle des Robert Karow, die anfangs auch Geheimnisse hatte, wurde für mich im Laufe der Zeit wie ein Fels in der Brandung für Rubin (Becker). Und wirkte auf mich ruhiger und gesetzter, nicht so unstet wie die der Nina.

Mark Waschke: Das ist eine interessante Interpretation, ich selbst tu mir da schwer, es selbst zu interpretieren, was ich da gespielt habe. Ein Fels in der Brandung kann ja auch jemand sein, der sich selbst überhaupt nicht so wahrnimmt, mitnichten geerdet ist und mit vielen Selbstzweifeln durchs Leben rennt. Aber gerade bestimmte Bedürfnisse erfüllt, die jemand anderem gerade extrem helfen. Jede Kommissarbeziehung, wie erwähnt, kann ein Spiegelbild sein, wie kommt man gut oder weniger gut durchs Leben. Es ist auf jeden Fall wichtig, ein Augenmerk auf die anderen zu haben und zu versuchen,  in Kontakt zu bleiben, selbst wenn man sich gerade überhaupt nicht aushält. 

Nun zur letzten gemeinsamen Folge mit Meret Becker, was ist für sie persönlich das Spannende an dieser Geschichte? Es werden Verwicklungen bis in den Polizeiapparat hinein thematisiert.

Mark Waschke: Ich finde wichtig, bei allem Realismus, den wir uns in Berlin auf die Fahne schreiben, und der Tatsache, dass wir Geschichten erzählen, die hier passieren könnten: Es ist trotzdem ein 90-Minüter, ein arachisches Heldenepos, wo am Ende versucht wird es zu schaffen, dass wieder alles in Ordnung ist oder eben alles in einer Tragödie endet, in der nichts mehr in Ordnung ist. Insofern finde ich, was sie ansprachen: die Verwicklungen der Polizei, die Handlungen der beiden Kommissare, die getrennt voneinander passieren, sind mindestens genauso spannend wie der Plot an sich.  Zu sehen wie jeder bis aufs Messer kämpft, um das zu erreichen, was jeder will. Wenn etwa Nina (Becker) – so wie Robert Karow  (ich) es sieht – Verrat begeht, gefällt mir das. Ich mag daran, zu sehen wie in jeder Art von Befreiungsschlag auch eine Zerstörung liegen kann. Für mich knüpft diese Folge genremässig an eine klassische Gangstererzählung mit Verfolgunsgjagd und Showdown an.

Darauf sind wir gespannt, aber mit Robert Karow geht es ja weiter?

Mark Waschke: Ja, in der nächsten Folge „Das Opfer“ ermittle ich erst einmal alleine und dann kommt Corinna Harfouch als neue Kollegin hinzu.