Waltraud, Lena und Maria nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand, gründen eine Sex-Hotline, um ihren Lebensmittel-Laden zu retten. Mit „Eine ganz heiße Nummer“ kam 2011 diese Komödie um drei Frauen, die zwar etwas unkonventionell, aber effektiv für ihre Existenz handeln, in die Kinos. Jetzt 2019 traf ich die drei Hauptdarstellerinnen, denn mit „Eine ganz heiße Nummer 2.0“ läuft nun die Fortsetzung auf der Leinwand. Dieses Mal wird nicht telefoniert, dieses Mal wird getanzt, denn das Dorf Marienzell, aus dem immer mehr wegziehen, braucht ein Glasfaserkabel für schnelles Internet. Die Motivation wieder mit zu machen, war unterschiedlich, Bettina Mittendorfer freute sich, ihre Figur Maria weiterzuspielen, Gisela Schneeberger gefiel die jetzt umgesetzte Geschichte, „nachdem ich verschiedene Stadien der Entwicklung mit bekommen habe“ und für Rosalie Thomass war die achtjährige Pause dazwischen okay, „wenn es die Zeit braucht, bis es ein Drehbuch gibt, auf das alle Lust haben. Den beiden Autoren ist es auch gelungen, in die Figuren einzutauchen und sie haben die Lücke der Jahre, finde ich, gut geschlossen.“
Damals halfen die Frauen sich selbst, jetzt geht es um die Gemeinde, der Tanzwettbewerb soll Geld einbringen, um endlich schnelleres Internet zu bekommen.
Es wirkt auf den ersten Blick allerdings schon etwas antiquiert, dass ausgerechnet ein Tanzwettbewerb die rettende Aktion sein soll.
Gisela Schneeberger: Es ist, glaube ich, von Haus aus ganz schwer das Thema drei Hausfrauen machen Telefonsex ein Sextelefon, um überleben zu können, zu toppen.
Bettina Mittendorfer: Es ist eigentlich unmöglich!
Gisela Schneeberger: Dann braucht es eben eine adäquate Sache, das Dorf hat sich verändert, es gibt ja keinen Laden und nichts mehr, so ist es ja tatsächlich heute auf den Dörfern. Das haben die Autoren schön aufgenommen, dass da wirklich tote Hose ist und man überlegt dann, was gibt es für Themen, die anstehen.
Rosalie Thomass: Mir gefällt, dass sich der Film so wie er ist, die Freiheit nimmt, gar nicht den Anspruch erhebt, den ersten Teil zu toppen oder noch krasser zu.. Sondern, dass er diese drei Figuren,, denen man gerne folgt nimmt mit ihren Leben, ihren Problemen, die jede/-r kennt und deren Geschichte weiter erzählt. Das hat mir so gut gefallen. Auch dass man sich von dem Druck löst, es müsse genauso knallen, wie in Teil eins.
Es ist das normale Leben, fern der geschönten, getunten Welt der Social Medias, ohne bzw. mit wenig Internet, das im Film gezeigt wird, wo eben nicht permanent gepostet werden kann.
Gisela Schneeberger: Die ganze Posterei hat unser Miteinander so negativ verändert, es geht nur noch um sich selbst und dass man sich selbst postet.
Bettina Mittendorfer: Und immer in Superlative.
Gisela Schneeberger: Ich glaube oft, dass Leute nur wohin fahren, um es posten zu können.
Umso erfrischender im Film, dass die drei etwas zusammen stemmen, das real stattfindet, obwohl es letztendlich dazu führen soll, dass der Internetzugang optimiert wird, der oftmals allerdings dann wiederum die Isolation beflügelt.
Rosalie Thomass: Das ist die Parallele zum ersten Film, dass sie wieder aus einer existenziellen Not heraus handeln. Ich komme aus der Stadt und wusste ehrlich gesagt nicht, dass es wirklich Gegenden ohne funktionierendes Netz gibt. Ich habe mich mit den Autoren unterhalten, die viel recherchiert haben und mir sagten, dass die erste Frage, die den Maklern in der Gegend gestellt wird, lautet: Haben sie Highspeed, gibt es einen Internetanschluss? Und nicht: gibt es einen Garten, ist die Lage schön?
Gisela Schneeberger: Was vielleicht aber gar nicht so schlecht wäre.
Bettina Mittendorfer: Zudem wäre dann aber vielleicht die Region im Bayerischen Wald nicht so schön. Mit zu viel Internet, würde zu viel verbaut werden, sich zwar nötige Industrie für Arbeitsplätze ansiedeln, aber eben die Umgebung optisch beeinflusst werden.
Es geht nicht ohne Internet, aber mit ist es eben auch nicht nur das Gelbe vom Ei. Wie war eigentlich ihr Wiedersehen nach acht Jahren?
Gisela Schneeberger: Acht Jahre sind eine lange Zeit, wir mussten uns schon wieder aneinander herantasten. Jeder hat sich weiterentwickelt.
Bettina Mittendorfer: Es ging aber besser als beim ersten Mal, da wir uns ja schon kannten.
Gisela Schneeberger: Jeder hat die Macken des anderen bereits gekannt.
Das Ergebnis ist ein Film, in dem sie wie erwähnt tanzen. Wie stehen sie privat zum Tanzen?
Gisela Schneeberger: Ich tanze privat gerne am Drehende bei Abschlussfesten, wenn man sich alles von der Seele tanzt. Aber ansonsten hatte ich mit Tanzen nie viel Berührung. Die beiden haben das allerdings grandios gemacht.
Rosalie Thomass: Es hat so viel Freude gemacht. Matthias Ransberger und ich haben uns so ins Zeug gelegt, er ist ein so toller Spielprtner. Und es ist so lustig, allein schon, da wir nicht gleich groß sind. Ich habe noch nie eine romantische Szene im Film mit einem Tanz gesehen, in der die Frau größer ist als der Mann.. Es ist so in unseren Köpfen drin, dass der Mann immer größer sein muss. Dass er stark ist und dass Frau sich an ihn anlehnen kann.
Bettina Mittendorfer: Ich bin keine so besondere Tänzerin. Es kommt auch auf die Party an, aber was ich mag, ist der Walzer an Silvester, wenn man ins neue Jahr hinein tanzt, das mag ich. Dazu braucht man aber einen guten Tänzer.
Rosalie Thomass: Ich habe nie Standard getanzt. Ich fand das damals spießig und hab dann eben allein gentanzt. Aber das Tanzen im Film hat mir so Spaß gemacht, auch, weil wir in der Tanzschule geübt haben, in der ich als Teenager schon war. Durch den Film habe ich wieder so richtig gemerkt, wie sehr es mir gefällt.
Und wer das Ergebnis sehen will, wie Gisela Schneeberger, Bettina Mittendorfer und Rosalie Thomass tanzen, seit dem 3. Oktober in den Kinos: „Eine ganz heiße Nummer 2.0“.