Johannes Tonio Kreusch, Bild: Detlef Schneider

8. Wertinger Gitarrenfestival

Unter anderem aus Brasilien, Argentinien, Kuba, den USA, Australien, Aserbaidschan und verschiedenen europäischen Ländern stammen die KünstlerInnen, die seit Bestehen des Wertinger Gitarrenfestivals an die Zusam gekommen sind. Zu verdanken ist das vor allem Festivalleiter Johannes Tonio Kreusch, der mir im Interview verrät,  wie er solch ein Netzwerk aufbauen konnte, um diese Vielfalt im Portfolio zu haben?

Johannes Tonio Kreusch: Mir hilft sehr, dass ich auf ein großes Netzwerk zurückgreifen kann. Im Laufe der Jahre haben sich mit vielen Musikern, Musikmanagern oder auch Journalisten vertrauensvolle Beziehungen und Freundschaften entwickelt. Als Künstler konzertiere ich auf den bekannten Festivals und lerne dort immer wieder Musiker kennen, die ich begeistern kann, auch zu unserem Festival zu kommen. Die gegenseitige künstlerische und persönliche Wertschätzung hilft dabei natürlich. Ich reise aber auch auf die einschlägigen internationalen Kulturmessen. Dort treffen sich Agenturen, Kulturmanager oder Künstler. Man kennt sich dadurch in der Szene und bekommt neue Kontakte zu Künstlern oder Medienvertretern. Um jedes Jahr von Neuem ein attraktives und vielseitiges Programm auf die Beine zu stellen, muss ich immer am „Puls der Zeit“ sein – das heißt mich informieren, wer mit welchem neuen Programm auf Konzertreise ist oder welche vielversprechenden Newcomer gerade am Start sind.

Auf wen dürfen wir uns bei der Guitar Night heuer am 5.10 freuen, wer wird mit Ihnen auf der Bühne stehen?

Johannes Tonio Kreusch:

Es freut mich sehr, den Abend mit zwei herausragenden international bekannten Gitarristen zu teilen. Der österreichische Komponist, Gitarrist und Autor Michael Langer, Professor für Gitarre an der Anton-Bruckner-Universität in Linz und am Konservatorium in Wien, wurde vom amerikanischen „Guitar Player“ Magazin zum „Besten Acoustic Fingerstyle Gitarrist“ gekürt. Mit seinen vielen Veröffentlichungen gehört er zu den aktuell erfolgreichsten Gitarristen. Der junge Finne Petteri Sariola gilt als einer der „Shooting Stars“ der internationalen Fingerstyle Gitarrenszene. Seine Fans lieben ihn für seine wilden Live-Auftritte, sein interessantes Songwriting und den perkussiven Ansatz auf seiner akustischen Gitarre. Er spielt nicht nur wunderbar Gitarre, sondern hat auch noch eine phantastische Stimme. Sein Repertoire reicht von bekannten Rock- und Pop Klassikern bis zu eigenen Songs. Wenn nur ein Bruchteil seiner Youtube oder Facebook-Freunde zum Konzert nach Wertingen kommen, dann wird es eng. Ich habe für diesen Abend bewusst Musiker ausgewählt, die einen eigenen Stil etabliert haben und nach neuen technischen und musikalischen Ausdrucksformen suchen. Petteri Sariola spielt die Gitarre auf so ungewöhnliche Art, dass er of wie eine ganze Band klingt. Ich selbst werde eigene Musik aus meinem gerade erschienen Album „Siddhartha“ spielen.

Sogar aus China kommt dieses Jahr eine Künstlerin, wie kam es zu deren Engagement?

Johannes Tonio Kreusch:

Vor vier Jahren habe ich an der Musikhochschule in Wuppertal einen Meisterkurs gehalten, bei dem mir die junge chinesische Gitarristin Liying Zhu als sehr begabte Studentin aufgefallen ist. Sie kam damals als Austauschstudentin zum Studium nach Deutschland. Im vergangenen Jahr war ich Jury-Vorsitzender des Andrés Segovia Wettbewerbs in Mohnheim. Dort hörte ich sie wieder spielen und engagierte sie daraufhin für unser Festival. Die Nachwuchsförderung ist ein wichtiger Bestandteil unseres Festivals. Die Konzerte unserer „Rising Stars-Reihe“ gehörten in den letzten Jahren zu den Festival-Höhepunkten. Liying Zhu ist mittlerweile nicht nur in China sehr bekannt, sondern steht am Anfang einer internationalen Karriere. Man darf sich auf ein klassisches Gitarrenrecital mit Meisterwerken wie der berühmten Chaconne von Johann Sebastian Bach freuen. Sicher wieder ein Highlight!

Zum anderen gibt es heuer erstmals das vom  „Kulturfonds Bayern“ geförderte Projekt „Wertingen entdeckt ganz neue Saiten“. Über 1000 Schüler und Schülerinnen kommen dabei in den Genuss von Gesprächskonzerten und diversen Workshops. Kinder und Jugendliche sollen hiermit an das Instrument Gitarre herangeführt werden. Warum ist das so wichtig?

Johannes Tonio Kreusch:

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Studien, die positive Wirkung von Musik auf Kinder und Jugendliche belegen. Trotzdem kommt das aktive Musizieren bzw. die künstlerisch, kreative Betätigung meist viel zu kurz. Dies obwohl auch im späteren Berufsleben Kreativität oder Teamfähigkeit gefragt sind, was durch das gemeinsame Musizieren erlebt werden kann. Mit unserem schulübergreifenden Kinder- und Jugendprojekttag rund um die Gitarre bzw. das aktive Musik-Erleben, wollen wir den Wertinger Schülern die Möglichkeit geben – ohne Vorkenntnisse in die Welt der Musik einzutauchen, zu experimentieren und die eigene Kreativität anzuregen.

Wann haben eigentlich Sie mit dem Gitarrenspiel begonnen? Was gibt es Ihnen ganz persönlich, das Instrument an sich und das Spiel darauf?

Johannes Tonio Kreusch:

Die Gitarre begleitet mich seit mehr als 40 Jahren. Ich habe auch andere Instrumente, wie Klavier, Saxophon oder Klarinette gespielt. Aber der Klang der Gitarre hat mich nicht mehr losgelassen. Im alten Griechenland wurde dem gezupften Ton einer Saite Heilwirkung zugesprochen. Der argentinische Dichter und Gitarrist Atahualpa Yupanqui hat unser Instrument wunderbar beschrieben: „Die Gitarre ist das einzige Instrument, das man an sein Herz drücken muss, damit es den Landschaften der Musik und des Menschen Ausdruck verleihen kann.“

Bevorzugen Sie eine bestimmte Stilrichtung?

Johannes Tonio Kreusch:

Mit meinen musikalischen Projekten suche ich immer wieder neue Ausdrucksformen und möchte keine ausgetretenen Wege beschreiten, ob ich nun ein klassisches Werk interpretiere oder komponiere und improvisiere. Mir gefällt der Begriff Grenzgänger, mit dem ich oft in der Presse tituliert werde, daher gut. Auf meinem gerade neu erschienenen Solo-Album mit dem Titel „Siddhartha“ spiele ich ausschließlich eigene Kompositionen. Hesses „Siddhartha“ ist ein Suchender. Ich möchte dies auch in meiner Musik sein – ein Suchender nach neuen Klängen und musikalischen Ausdrucksformen.

Das Wertinger Gitarrenfestival ist vom 4.-6. Oktober 2019 .