Wir wollen Gitte für Brecht! 

Die Brechtfestival-Leiter konnten die dänische Sängerin und Schauspielerin für das Programm 2022 (vom 18.-27.2) gewinnen

Gitte Hænning kommt zum Brechtfestival und trifft für die Darbietung der Brecht-Eisler-Kantate „Die Mutter“ auf den Schulchor des Gymnasiums bei St. Stephan. 

Wie kommt es, dass die Künstlerin, die viele  sicher immer noch automatisch mit ihrem Schlager-Hit „Ich will ’nen Cowboy als Mann“ in Verbindung bringen, beim Brechtfestival mit von der Partie ist? Das wollte ich von ihr wissen.

Frau Hænning, wie kommt es, dass Sie mit von der Partie sind? Ich gebe zu, ich dachte im ersten Moment: „Ups“ wie kommt Gitte zum Brechtfestival? 

Wobei Sie natürlich sowieso nicht nur auf ihre Schlager zu reduzieren sind. Blues, Jazz, Musical und jetzt eben eine Brecht Kantate mit Musik von Hanns Eisler.

Gitte HænningIch habe mich auch gewundert, als die Anfrage kam und dachte, die haben aber Mut! Aber ich bin eben auch für meinen Mut bekannt. Tom Kühnel und Jürgen Kuttner sind interessiert an anderen Tönen und nicht nur an den klassischen Auffassungen und Umsetzungen von Brecht, eben um ihn auch lebendig zu halten. Ich fragte mich dann aber, was weiß ich über Brecht, außer, dass die Frauen, die intelligenten, guten, völlig nach ihm verrückt waren. Er ist ein wichtiges Kulturgut. Ich gebe aber zu, mein Wissen zu ihm ist peripher und abstrakt.

Nun, Sie lassen sich auf etwas Neues ein. Das Motto des diesjährigen Festivals lautet „Brecht worldwide“. Jetzt hatten sie erwähnt, dass Sie sich nach wie vor als Fremdarbeiterin in Deutschland sehen, obwohl ich sie schon eher als ein Teil unserer Kultur, als Inventar ansehe. Nicht zuletzt aufgrund ihrer intensiven Karriere auch hierzulande. Doch eröffnen nicht gerade ihre dänischen Wurzeln, Ihnen eine eigene Herangehensweise an dieses Motto und Brecht?

Gitte Hænning: Ja, offensichtlich habe ich den Deutschen etwas zu einer Zeit geben können, als sie sich nicht getraut haben. Und jetzt ist es für mich eine weitere sehr interessante Herausforderung. Ein Geschenk, auch in dem Wissen, dass es womöglich dem Brechtpublikum nicht gefallen kann. Ich gebe aber mein Bestes.

Sie werden mit dem Schulchor des Gymnasiums bei St. Stephan und zwei weiteren Solisten

(Mezzosopran Julia Pfänder, Bariton Michael Etzel) auftreten. Wie dürfen wir uns die gemeinsame Probenarbeit vorstellen?

Gitte HænningDr. Ulrich Graba, der die Leitung inne hat, besucht mich in Berlin und wir erarbeiten die Möglichkeiten, bevor ich zur Generalprobe und Aufführung nach Augsburg komme. Es wird konzertant sein. 

Die Musik zur Geschichte der Pelagea Wlassowa (Die Mutter), erfunden von Maxim Gorki, bearbeitet von Bertolt Brecht, stammt ja von Hanns Eisler. Haben Sie seine Werke bis dato schon einmal auf die Bühne gebracht?

Gitte Hænning: Nein, das habe ich nicht. Aber seine Komposition  ist sehr konstruktiv , exzessiv und lebendig, was ich gut finde für Brecht. Eisler geht in Richtung Strawinsky, sehr gebündelt, sehr konzentriert, wunderbar. 

Dann freuen wir uns auf den 25. Februar auf ihre Anwesenheit im Kleinen Goldenen Saal und das Ergebnis und ihre Mutter-Interpretation.

Gitte Hænning (lacht): Freu Dich bloß nicht zu früh! (Übrigens ihr gleichnamiger Hit aus dem Jahr 1980)