Es gibt ein neues Album: „Jeder nur ein X“. Und sie sind auf Tour, die Sportfreunde Stiller. Ich sprach mit Florian „Flo“ Weber.
Die letzten sechs Jahre war es sehr ruhig um Euch. Wart Ihr in einer Art Klausur?
Nein, wir haben zwar 2017 eine Pause eingelegt, unser Sänger Peter hat es aus energetischen Gründen gemacht, und haben uns drei Jahre kaum getroffen, nur ab und an zum Kaffee trinken. Doch die Musik ruhte komplett. Erst 2020 fingen wir an, uns wieder über Musik zu unterhalten und sie überhaupt zu machen. Bis dahin war völlig unklar, ob es die Sportfreunde in der Form noch geben wird. Das war keine einfache Zeit, aber wir haben uns wieder zusammengerauft, der Musik zugewandt und das aktuelle Album verwirklicht. Aber es waren keine sechs Jahre Kreativklausur.
Gefühlt wart ihr für mich sowieso nie weg. Ist das der Vorteil, wenn man Hits hat, die dennoch immer gespielt werden, auch wenn nichts Aktuelles am Start ist, man nicht tourt, öffentlich in Erscheinung tritt? Oder sahen das Eure eingefleischten Fans anders?
Das fassen wir als Kompliment auf, wenn es so wahr genommen wird, dass wir dank unserer Lieder nie weg waren. Doch, wenn einer auf unsere Konzerte gehen will, der konnte das eben fünf Jahre nicht. Im Sommer 2017 war das letzte, erst im Frühjahr 2022 haben wir mit kleinen Konzerten wieder losgelegt. Die Pandemie spielt natürlich zudem eine Rolle, womöglich fiel das dann nicht so auf.
Reden wir vom Jetzt und der Zukunft, gegen Ende Eurer Tour kommt ihr also nach Augsburg (12. August). Wie bekannt ist Euch die Stadt und das Publikum?
Wir waren seit den Anfangsjahren Mitte, Ende der 1990er hier. Ich glaube unser erstes Konzert war 1997 im Kerosin. Seitdem waren wir immer wieder vor Ort. Es ist ja ein Katzensprung, und eine räumliche Nähe zu meiner Heimatstadt Schrobenhausen. Augsburg ist wie eine zweite Heimat. Wir waren auch im Ostwerk, und jetzt beim Open Air zeigt sich die Verbundenheit sehr durch den Zuspruch.
Zum Album „Jeder nur ein X (Kreuz)“. Ist es ein Sinnbild für: jeder muss sein Päckchen tragen, erst mal sein Ding selbst machen, bevor man wieder zueinander findet? Jeder muss womöglich in verschiedene Züge einsteigen, fährt zwar in die gleiche Richtung, jedoch getrennt, bevor man sich dann wieder auf dem gleichen Gleis treffen kann?
Der Albumtitel lässt ja komplett Freiraum zur Interpretation, ist vielseitig lesbar und spürbar. Ich finde es eine schöne Umschreibung, die ich so noch nicht gehört habe. Ich hoffe, dass wir alle, irgendwann zumindest emphatisch im gleichen Zug sitzen. Es wäre natürlich langweilig, wenn wir alle modisch und kreativ gleich wären. Aber letztlich geht es darum, dass wir uns als Gesellschaft finden, an gleichen Strängen für Gerechtigkeit, Offenheit und demokratische Werte ziehen. Im Titellied weisen wir darauf hin, dass die Zweifel heutzutage doch ziemlich groß sind. Wir aber die Chance haben, uns menschlich zu entscheiden, das Kreuz an der richtigen Stelle machen können.
Wie ist es innerhalb der Band? War da der Weg in unterschiedlichen Zügen die letzten Jahre auch notwendig und wichtig?
In der Pause auf alle Fälle. Ich habe andere kreative Zweige besetzt, habe musikalische Projekt gemacht, einen Roman veröffentlicht, Rüde (Rüdiger Linhof) hat eine Ausbildung zum Coach gemacht. In der Zeit konnte jeder seinen eigenen Interessen nachgehen. Dieses sich Finden mussten wir wieder lernen, und es spiegelt sich in den Songs wieder, die wohl so nachdenklich sind wie nie zuvor. Allerdings gibt es bei den Sportis immer den schönen Lichtblick hinten raus.
Apropos sich Finden, wie war da die Herausforderung, wieder einen gemeinsamen Nenner zu finden. Das war sicher schön und anstrengend zugleich?
Es war schwieriger die Pause auszuhalten. Als wir beschlossen, wieder Musik zu machen, war das Loslegen relativ einfach, weil wir gemerkt haben, dass wir uns fehlten, dass wir uns gegenseitig bedingen. Die Pause war für mich furchtbar, aber im Nachgang kann ich nur sagen, sie war offenbar total wichtig.
Wie wichtig ist Fußball (noch) in Eurem Leben?
Wir sind weiterhin leidenschaftliche Fußballspieler, als auch -zuschauer. In den Liedern haben wir den Sport komplett außen vor gelassen. Obwohl es ein Lied gibt, dass „Ibrahimovic“ heißt. Es geht aber um Angst und ihre Bewältigung, und den Trick, ihn dafür zu holen, symbolisch gemeint.