Patchwork Sentences – eine Geschichte in 3 Teilen

Teil 1

333 Ausgaben 1-Satz-Literaturclub auf der App Clubhouse. Seit ich mich auf dieser App bewege vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an diesem besonderen Raum teilnehme und bereits so viele wunderbare halbe Stunden verbracht habe. Pünktlich um 8.30 Uhr wochentags (mittlerweile Mi. bis Fr., früher auch Mi. und Die.), Samstag um 9.30 Uhr und sonntags um 10 Uhr lassen wir uns vom Zufall einen beliebigen Satz aus irgendeinem Stück Literatur schenken und unterhalten uns anschliessend eine halbe Stunde lang dazu. Dazu müssen wir das Buch nicht gelesen haben, wir müssen auch die Autorin oder den Autor nicht kennen. Wir assoziieren frei nach Lust und Laune, lassen eigene Erfahrungen einfliessen, erinnern uns an vergangene Zeiten, Erlebnisse, Verwandte oder Bekannte. Wir interpretieren den Satz mit dem Rüstzeug, das uns spontan zur Verfügung steht. Wir lassen uns bereichern durch die Wortmeldungen der anderen. Und insbesondere holen wir uns eine Inspiration für den Tag. Ich liebe diese Online-Treffen und es gibt keinen Satz, der nicht besprochen werden kann. Ursprünglich wollte ich zum 333. Jubiläum aus den 332 bisher besprochenen Sätzen eine neue Geschichte formen, aus 89 gelang es an Ende und hier ist „Teil 1, wie alles begann!“

«Bei herrlichem Sonnenschein mit meiner alten Schreibmaschine vor dem Gartenhaus sitzend unter dem weissen Sonnenschirm, den wir vor ein paar Jahren bei Ikea gekauft hatten, zusammen mit der weissen Bank, einem Tisch und vier Stühlen aus Kunststoffgeflecht.» Schrieb ich diese absurde Geschichte in drei Teilen, genannt „Patchwork Sentences – 333“

Aber bleibt milde, denn:

«Es können sonst schnell Gefühle aufkommen, die mit Beurteilung, Bewertung und Kritik zu tun haben.» Und bedenkt:

«Erst die Sprache ermöglicht die Lüge.» Sowie 

«Eine unserer grössten Freiheiten liegt darin,
wie wir auf Dinge reagieren.»

Teil 1

«5. August: Alleinsein ist Scheisse, ich habe vor einer Menge Angst.» Aber

«Man muss sich auch ein bisschen um seine Freizeit kümmern, und zwar muss man sie sinnvoll nutzen.» 

«Ich unternahm verschiedene Anläufe, eine Reihe von Theatervorführungen mit Tänzen aus dem alten Ägypten zu organisieren, was problemlos hätte klappen können – wer weiss schon, wie im alten Ägypten getanzt wurde?» Und 

«Was hatte (er) ich nur vor, dass (er) ich alle Gärtnereien besuchte?»

«Ich tat keinen Schritt, der nicht merkwürdig war.»

«Man sagt, um sich von Liebeskummer zu erholen, braucht es ein Jahr.»

Auch «Ein erfahrener Unternehmensberater hat ein Jahr Zeit, um mit der Kompetenz des Vorstandsvorsitzenden ein mittelständisches Unternehmen zu sanieren.»

Mir war schon «Der 12. Tag einer zu viel.»

Doch «War da nicht noch etwas ganz anderes?»

«Das weiß ich.»

„Es gab noch gute Seelen auf der Welt.» 

«Darin haben Frauen (genauer gesagt, dauerhaft weibliche Arbeit verrichtende Wesen) und Intellektuelle (dauerhaft geistige Arbeit verrichtende Wesen) Übung: Das Leben als Modell freiwilliger Arbeit für sich und andere.» 

Wir haben derer gleich sechs oder vier oder drei, einerlei: einfach die Gründerinnen des Einsatz-Literaturclubs

«Bibliotheken sind doch wohl das Beste, was es gibt, oder?» Meinte die erste Lakritza. 

«Ich glaube, du siehst das etwas unrealistisch», erwiderte die zweite Riccarda, «es ist nicht möglich, jeden Tag nur mit Leuten zu reden, denen ich Vertrauen entgegenbringe.»

Jeanette fragte: «Warum nicht?» Und fügte an:

«In Wahrheit ist das Internet ein zwar grosses, aber schlichtes Reich.»

Und damit war beschlossen, sie gründeten den Einsatz-Literaturclub, denn ihr und auch das Credo von Marlies, Sandra und Alexandra, die hinzu kamen, war fortan:

„Sie können innen und aussen, Subjekt und Objekt nicht auseinanderhalten und sollten es schnellstens lernen.»

«Denn für die Biene ist die Blüte ein Brunnen des Lebens und für die Blüte ist die Biene ein Bote der Liebe und für beide, Biene und Blüte, ist das Geben und Empfangen von Freude ein Bedürfnis und Extase.»

Also suchten sie das passende Gebäude für ihren künftigen Raum und fanden es.

«Beim Palazzo Candido handelt es sich, wie der italienische Name verrät, um einen weissen Palast: Aussen weisser Marmor, innen weisser Stuck.»«Man holte sich Kaffee in derselben Küche, kam öfters ins Gespräch und bekam mehr von den alltäglichen Sorgen des anderen mit.»

«Unter den Armen und am Rücken ihres Kleides, das gross geblümt war wie die Tapete im Wohnzimmer und an Riccarda  genauso eng anlag wie die Tapete an der Wand, bildeten sich dunkle Flecken.» Aber nur kurz.

«Der Keller mass etwa sechs auf zwölf Meter.»  «Dort war nur der Wirt, sonst niemand.»

«Dessen ungeachtet bat Kapitänin Lakritza die bereits anwesende Audience, sich anzuschnallen und das Rauchen einzustellen.» 

«Sandra schaute nach dem Kurhaus hinüber.“ 

«Sie kommen immer näher“, flüsterte Jeanette und meinte uns.

« Riccarda liess mich vorbei und schloss hinter uns ab, der alte Schlüssel quietschte.»

«Dort nahmen wir auf dem Boden Platz.»

«Rahman schwieg eine Weile.» «Korrektes, verantwortungsvolles Schweigen ist für den Mann essenziell wichtig.» Doch »Dann erinnerte er sich daran, was er sagen wollte.» »Er wiederholte zitternd die Worte: deutlich und laut hafteten sie in der vollkommenen Leere des Raumes.»

«Und wie bereits bei ihm setzten wir künftig alles daran, diesen Zustand schnellstmöglich zu überwinden.»

«Oh, am Anfang konnte ich zwar noch keine so grossen literarischen Felder sehen.»

«Ein Teil meiner Seele sog die Worte auf und glaubte ihnen, ein anderer Teil meiner Seele nickte begütigend und nahm zur Kenntnis, dass also doch auch diese so klugen, gesunden und sicheren Menschen ihre Phantasien und Dämmerzustände haben.»

«Durch die Zeremonie des Zusammengebens konnte sich die Stellung des Einzelnen jedoch von Tag zu Tag ändern, wovon dann viele Menschen in verschiedener Weise betroffen waren.»

Und über die Wochen verspürte ich wieder «Dieses sanfte Flattern (spürt sie nun wieder) tief im Inneren meines Körpers.» Denn:

»Es ist großartig.» Hier in diesem Raum, jeden Tag.

«In der Tat.»