Die Vergangenheit wird nicht ungeschehen, doch im Jetzt kann, muss man andere Wege beschreiten, um die Zukunft besser zu gestalten: denn #niewiederistjetzt
Unerlässlich bleibt, dass man an die Vergangenheit erinnert, sich mit ihr auseinandersetzt.
Mit der Verleihung des Marion Samuel Preises der Stiftung Erinnerung werden Menschen gewürdigt, die genau das tun: dem Vergessen und Verdrängen der Verbrechen der NS-Zeit entgegenwirken.
„Als wir begonnen haben, hatten wir das Gefühl, es ist noch nicht genug aufgearbeitet, in die Öffentlichkeit gedrungen…“, erzählte mir Ingrid Seinsch, die mit ihrem Mann Walther die Stiftung 1996 gegründet hat. Seit 1999 vergibt diese den Marion-Samuel-Preis, mit dessen Namen nicht nur an das Schicksal des in Auschwitz ermordeten jüdischen Mädchens erinnert wird.
Und nun müssen wir uns eingestehen, es kann sehr wohl wieder geschehen, es ist keine Erzählung aus einer anderen Zeit, wie auch Jörn Seinsch als Vertreter der Stiftung Erinnerung und der Stifterfamilie ausführte.
Mit dem diesjährigen Preisträger, Daniel Barenboim, wurde einem weiteren Aspekt der Stiftung, der Versöhnung Rechnung getragen. Er leiste einen wegweisenden Beitrag in der Arbeit mit dem West-Eastern Divan Orchestra, das auf der Grundlage von Gleichberechtigung eine Koexistenz und Zusammenarbeit junger Musikerinnen und Musiker aus Israel und Palästina und anderen arabischen Ländern der Region ermöglicht und ein alternatives Modell zur aktuellen Situation im Nahen Osten darstellt.
Für den gesundheitlich angeschlagenen Barenboim nahm seine Ehefrau, Jelena Baschkirowa den Preis entgegen, die Laudatio hielt Christoph Heusgen, Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz.
Wie bereits in den Jahren zuvor, war dieser Termin für mich nicht nur ein beruflicher, sondern zudem ein tief berührender. Nicht zuletzt, da ich mich am Rande mit dem Preisträger von 2022, Malte Ludin zu dessen ausgezeichnetem Dokumentarfilm „2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß“ unterhalten konnte. Die Auseinandersetzung darin mit seinem Vater, der Hitlers Botschafter in der Slovakei war und nach dem Zweiten Weltkrieg für seine große Rolle bei den Morden an der jüdischen Bevölkerung verurteilt und hingerichtet wurde, war für ihn sehr schwierig, gerade in den Gesprächen dazu mit der eigenen Familie.
Es ist nicht immer leicht, Dinge anzusprechen, die niemand hören will, doch zu schweigen ist definitiv keine Option. Für ihn nicht, und für mich auch nicht, das wurde mir wieder 🙏 bewusst.