Leberkäsjunkie

Leberkäsjunkie – Interview mit Lisa Maria Potthoff

Im sechsten Teil der Kultfilmreihe ist Schluss mit Leberkäs! Diesmal bekommt es Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) mit seinem bisher schlimmsten Widersacher zu tun: Cholesterin. Ab jetzt gibt es nur noch gesundes Essen von der Oma (Enzi Fuchs). Zu den Leberkäsentzugserscheinungen gesellen sich brutalster Schlafmangel und stinkende Windeln, weil Halb-Ex-Freundin Susi (Lisa Maria Potthoff) den Franz verpflichtet hat, eine Weile auf den gemeinsamen Sohn Paul aufzupassen. Die Verziehung des Sohnes kriegt er nebenbei gut hin, aber wie immer ist die Idylle von Niederkaltenkirchen durch allerhand Kriminalität getrübt: Brandstiftung, Mord und Bauintrigen. Selbstverständlich eilt Kumpel und selbst ernannter Privatdetektiv Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) zu Hilfe, um ungefragt bei Ernährung, Erziehung und Ermittlung zu beraten …

„Die Oma, die Oma!“, diese Aussage ist ja ein geflügeltes Wort vom Franz. Dieses Mal liegt es mir allerdings auf der Zunge zu sagen: „Die Susi, die Susi!“ 

Sie hat sich schon verändert, oder? Anfangs hatte ich noch Mitleid mit ihr und der Beziehungsunfähigkeit ihres Franz. Jetzt ist es umgekehrt. Wie geht es Ihnen damit, mit der Rolle und deren Entwicklung?

Lisa Maria Potthoff 

Ich finde sie interessant. In vielen Interviews heißt es immer: „Die arme Susi!“, weil sich der Franz mal wieder als nicht zuverlässig herausstellt. Aber Susi ist auch nicht ohne, gibt ihren Sohn eine Woche bei Franz ab, um Party zu machen, sagt aber, sie müsse lernen. Man kann sich als Frau schon auch darauf ausruhen, dass man selbst die Dinge in der Hand hat und der Mann der Verabredungsversager und der Bindungsunfähige ist. Das macht nicht nur Susi, das machen einige Frauen. Wir haben da in vielen Punkten zwar Recht, aber ich glaube nicht, dass sie in der klassischen Opferrolle ist. Sie sucht sich Schlupflöcher.

Die beiden ergänzen sich dann doch irgendwie, obwohl das Patchwork-System vermeintlich nicht funktioniert.

Lisa Maria Potthoff 

Franz bemüht sich auf seine Art. Er fährt ungefähr 15 Mal um den Kreisverkehr, weil der Junge nicht einschläft. Es ist also nicht so, dass er lieblos reagiert. Franz ist einfach ein eigener Typ, der sehr unkonventionell ist, die Susi aber auch. Nicht ohne Grund können beide nicht voneinander lassen. Beide haben keine neuen Partner, halten aneinander fest.

Die Eberhofer-Krimis sprechen für mich in einer schon kabarettistischen Art die Alltagsthemen wie Beziehungskonflikte, die besondere Dynamik von Männerfreundschaften etc. an. Und diese sind ja nicht nur auf die Provinz, auf Niederkaltenkirchen bezogen. Wie sehen Sie das? 

Lisa Maria Potthoff 

Die Themen treffen sicher auch Großstädter. Wie damit dann umgegangen wird ist eben unterschiedlich: Der Niederkaltenkirchener geht ins Bierzelt, auf die Kirmes, der Großstädter in eine coole Bar. Die Probleme, die dahinter stehen, z.B. Eheprobleme oder das Einhalten eines gesunden Lebensstils – was in dieser Episode Franz beschäftigt -, das sind Universalthemen, die wir in einer Überhöhung erzählen.

Von Kollegen habe ich gehört, dass sie immer viel Spaß am Set haben. Auch ich empfinde es jeden Sommer stets wie eine Art Eberhofer-Klassentreffen, wenn ein neuer Streifen ins Kino kommt. Was meinen Sie?

Lisa Maria Potthoff

Es ist ein wenig wie Heimkommen. Das Charakteristische daran ist, dass es immer dann schön ist, wenn man auch woanders war, dann schätzt man das Zuhause. Die Eberhofer-Filme sind mittlerweile, das hätte man nicht gedacht, ein bisschen Familie, ja. Auch tatsächlich hier, wo wir uns am  Interviewtag treffen, die Premiere feiern und anschließend die Kinotour machen, ist das – das kann ich gar nicht oft genug betonen – ein solches Geschenk. Es wird viel darüber gesprochen, wie anstrengend Popularität sein kann, dass man nicht mehr unerkannt irgendwo lang gehen kann. Aber diese Zuneigung und Freude, die uns die Zuschauer entgegenbringen, die diese Filme mögen, mittlerweile nicht mehr nur in Bayern, sondern auch in Österreich oder teilweise in anderen Teilen Deutschlands, das ist so schön. Es sind durchweg besondere Begegnungen. Die Kinotouren sind so phantastisch, dass wir bescheuert wären, wenn wir es nicht gut fänden, wieder zusammen zu kommen. Und es wäre undankbar. Wir werden von den Zuschauern so respektvoll behandelt, das finde ich richtig toll.