Credit: ZDF und Stephan Rabold

Der Kommissar und die Angst – Interview mit Meike Droste

Es gibt nicht so oft Filme, die so undramatisch Dramatisches thematisieren!

Hallo Frau Droste, als ich zur Vorbereitung die Folge „Der Kommissar und die Angst“ ansah, erinnerte ich mich auch an unser Interview zur Folge „Der Kommissar und die Wut“.  Es hat sich kaum etwas verändert, es ist weiterhin dieses ruhige Kammerspiel, vor allem zwischen Ihnen und Ihrem Kollegen Roeland Wiesnekker, das ich schon damals empfunden habe. Wieder, trotz der thematischen Brisanz, ist dieser Film so unaufgeregt. Wie empfinden Sie das im Spielen Ihrer Rolle? 

Meike Droste: Das ist schön, dass Sie das so empfinden. Das ist für mich auch eine große Qualität, sowohl der Regie als auch der des Buches, dass man versucht, die Geschichte so unaufgeregt bzw. undramatisch wie möglich zu erzählen, da das, was passiert, schon Drama genug ist. 

In „Der Kommissar und die Wut“ war es dieser authentische Fall des illegalen Autorennen mit tödlichem Ausgang. Wie ist es in der aktuellen Folge, in der es um die Entführung einer Zeugin geht?

Meike Droste: Was tatsächlich sehr oft passiert in letzter Zeit ist das Sprengen von Geldautomaten. Das war tatsächlich in Berlin eine Zeit lang extrem häufig, es handelt sich also um eine aktuelle Geschichte. Ob eine Zeugin beziehungsweise jemand entführt wurde, weiß ich nicht, das ist wohl fiktiv.

Die Trennung von Beruflichem und Privatem bei Susanne und Martin, die beide in den Folgen zuvor gezeigt haben, ist in diesem Fall kaum möglich: er ermittelt in einem Fall, in dem sie verschwunden ist.  Und er weiß nicht, ob sie noch lebt? Diese Trennung kann auf einmal nicht mehr stattfinden. Ich finde diese Entwicklung der Reihe ganz spannend. 

Meike Droste: Absolut, ich habe mich sehr gefreut, als ich das gelesen habe, da es diese neue Ebene eröffnet und auch natürlich viele Themen anspricht, die in den drei Filmen zuvor  auch schon anklangen. Keiner der Kollegen glaubt Martin. Er begibt sich oft ein wenig zu schnell in seine Intuition. Am Anfang sagen demzufolge viele Kollegen: sie braucht einfach einmal eine Pause von dir, du hast sie auch nicht wirklich gut behandelt. Es holt ihn sozusagen die Realität ein. Und dennoch behält er Recht mit seiner Intuition. Das ist auch, was man beim Strang von Susanne spürt, dass sie sich trotz allem sicher ist, dass er sie finden wird. Sie selbst ist ebenso in einer komplett neuen Funktion. Sie ist Psychologin, versucht, irgendwie herauszukommen. Gleichzeitig ist sie Geisel und kann nicht immer professionell handeln und denken. Ich fand es sehr spannend im Buch, dass sich jetzt diese vielen Ebenen, die vorher in den anderen Büchern angesprochen wurden, jetzt auf einmal so überkreuzen und verbinden.

Ich denke, das ist doch das Spannende an Ihrem Beruf, dass Sie immer wieder unterschiedliche Rollen haben, in die Sie schlüpfen müssen und können. Aber in dieser Rolle ist es zudem eine Chance, wirklich etwas zu entwickeln. Was aber bevorzugen Sie, eine Rolle in einem abgeschlossenen  Film oder eine in einer Reihe wie dieser?

Meike Droste: Nun, es ist (erst) der vierte Film in sieben Jahren. Es sind sehr große Abstände, doch die Zusammenarbeit ist wirklich sehr schön und intensiv. Auch, dass  Andreas Senn bei allen vier Folgen Regie geführt hat. Man muss nicht mehr von vorne anfangen, für die Arbeit ist dies sehr bereichernd, man kommt schneller in die Tiefe. Es hat aber beides Vor- und Nachteile.

Wenn wir jetzt konkret auf Ihre Rolle eingehen. Susanne hat den Vorteil, dass sie Psychologin ist und ganz schnell erkennt, was zwischen ihrem Entführer und dessen Mutter passiert.  Dennoch habe ich das Gefühl, dass sie ein wenig dem Stockholm-Syndrom verfällt. Vor allem am Ende, ohne zu viel zu verraten.  

Meike Droste: Das fand ich auch extrem interessant…wir versuchen, das stark herauszuarbeiten…diese Grauzone, sie muss sich an irgendwas halten. Anders kann man so eine Situation – ich selbst war Gott sei Dank noch nie in solch einer – wahrscheinlich nicht überleben. Aber ihr ist schon immer klar, dass es ein Spiel ist und sie den Kürzeren ziehen wird, wenn sie über eine bestimmte Grenze geht. 

Martin und Susanne haben in dieser Folge wenig gemeinsame Szenen, dennoch entsteht eine größere Nähe zwischen den beiden.

Meike Droste: Ich glaube, dass man Nähe ganz viel auch über Distanz, erstens sowohl im echten Leben als auch im Spiel spüren kann. Distanz ist oft sehr wichtig, um Nähe zu erzeugen…Vor allem ihm, glaube ich, wird es in dem Moment klar, indem er erkennt, sie ist entführt worden. Ich habe es auch erst gesehen, als ich den Film sah, da ich es zuvor nur gelesen habe und nicht beim Dreh dabei war. Der Moment, als es ihm bewusst wird, ist so stark: er hat Vieles zu selbstverständlich genommen, ihr vielleicht nie gezeigt, dass sie ihm wirklich etwas bedeutet, und vielleicht ist es nun zu spät. Also der Klassiker, das fand ich sehr, sehr schön am Drehbuch. Beide sehen sich nur am Ende, sind mit unterschiedlichen Dingen beschäftigt, trotzdem merkt man, da bedeuten sich zwei Menschen sehr viel. 

Nach „Der Kommissar und das Kind“ (2017), „Der Kommissar und die Wut“ (2020) und „Der Kommissar und die Eifersucht“ (2022) präsentierte das ZDF am Montag, 29. April 2024 mit „Der Kommissar und die Angst“ den vierten Film einer losen Krimireihe um den eigenwilligen Berliner Kommissar Martin Brühl (Roeland Wiesnekker).

Zum Inhalt: Als seine Partnerin, die LKA-Psychologin Susanne Koch (Meike Droste), morgens nicht wie gewohnt neben ihm im Bett liegt, weiß Martin Brühl sofort, dass etwas nicht stimmt. Er kann seinen Vorgesetzten Mattuschek (Michael Schenk) davon überzeugen, dass Susanne Opfer einer Straftat geworden ist, wird aber aufgrund seines emotionalen Ausnahmezustands von dem Fall entbunden. Als das Team um Eli Wiesner (Marc Ben Puch) und Frauke Buhr (Sara Fazilat) einen Zusammenhang zwischen Susannes Verschwinden und einer Serie professionell organisierter Geldautomatensprengungen herstellen kann, wächst in Martin Brühl ein schrecklicher Verdacht.  

Unter der Regie von Andreas Senn spielen in weiteren Rollen René Schwittay, Adina Vetter, Dennis Kamitz, Manuel Harder, Petra Hartung, Christopher Schärf, Friederike Frerichs, Svenja Liesau und andere. Das Drehbuch schrieb Andreas Linke.