Anna Fischer

Zwischen den Lebenden und den Toten – Anna Fischer ist „Die Bestatterin“ im ARD-Krimi

Anna Fischer spielt Lisa Taubenbaum, die Bestatterin. Und die klärt Mordfälle auf, an die zunächst keiner glaubt. Im Interview mit der Hauptdarstellerin Anna Fischer spreche ich u.a, über den Reiz der Figur.

Zum zweiten Mal sind Sie nun Lisa. Was hat Sie an der Rolle gereizt?

Anna Fischer: Erst einmal, dass sich Lisa mit Toten überhaupt beschäftigt und zeitgleich als Physiotherapeutin, also zwischen den Welten, den Lebenden und den Toten unterwegs ist. Ich finde, das ist eine schöne, große Rolle, mit der man viel machen kann.

Dieses Wandeln zwischen den Welten im Leben der Lisa ist tatsächlich interessant, in einem Mordfall hat man es ja auch mit Lebenden – dem Mörder, der ja in der Regel noch lebt – und den Toten zu tun. Und Lisa guckt immer sehr genau hin.

Anna Fischer: Absolut, sie hat ein sehr gutes Bauchgefühl und verlässt sich darauf, egal, was die anderen sagen. Sie macht weiter, auf ihre Art und Weise.

Sind Sie selbst auch ein Mensch, der aus dem Bauch heraus agiert?

Anna Fischer: Ich bin auch eher ein Bauchmensch. Auch in puncto Film-Projekte verlasse ich mich oft darauf. 

Nun spielt der Film in einem kleinen Ort auf der Schwäbischen Alb, wo jeder jeden kennt. Was bevorzugen Sie persönlich, solch eine Wohnumgebung oder doch die Großstadt?

Anna Fischer: Ich mag es eher in der Stadt, da ist viel los, da sind viele Leute und man selbst ist eher anonym. Auf dem Land wird schon schneller über einen geredet

Für das Format ist es gut, dass es in einem kleinen Ort  passiert, die schon skurrile Situation, dass sich eine Bestatterin in Ermittlungen einmischt, wird da eher nachvollziehbar, nimmt man eher ab.

Anna Fischer: Das ist wohl wahr, es wird glaubhafter mit einer kleinen Polizeistation, wo der Polizist sich nicht dafür interessiert, was passiert. Es ist überschaubar, alle kennen sich und es wird einfacher, etwas aufzudecken. 

Die Dreharbeiten waren im September, wie erleben Sie die veränderten Drehbedingungen aufgrund der Pandemie derzeit?

Anna Fischer: Ich hab 2020 viel im Corona-Modus gedreht. Fast jeden Tag ein Test, man bangt da schon, man sitzt auseinander beim Essen, das macht auch etwas mit der Psyche. Aber wenn man verantwortlich ist für 30 bis 40 Leute am Set, dann sieht man das schon anders, da ist das Einhalten aller Regeln ein Muss. Ich trage vor der Kamera dann ja keine Maske, das ist schon angenehmer. Aber es ist alles schwieriger.

Wie kann da die wichtige Interaktion, Annäherung beim Dreh dennoch entstehen?

Anna Fischer: Es vereinsamt schon, macht alleine, ich denke, wir haben alle gerade die gleichen Probleme. Ich habe das große Glück, drehen zu dürfen, eben unter anderen Bedingungen als sonst. Am Set verändert es das Miteinander aber schon sehr.

Im Film gibt es auch diese Liebesgeschichte zwischen Lisa und Kommissar Thomas Zeilinger aus Stuttgart. Ich bin da zwiegespalten, wie wichtig sind solche privaten Parallelstorys der Akteure, gerade bei Krimis? Ist das für die Entwicklung der Geschichte nötig?

Anna Fischer: Privatstränge sind meines Erachtens schon spannend, wenn man sie richtig erzählt.  

In der aktuellen Folge handelt es sich auch um ein Thema, das immer wieder passiert: der Enkeltrick. Drehen Sie selbst lieber Storys mit Aktualitätsbezug oder eher Fiktives? 

Anna Fischer: Wenn es gut gemacht ist, ist es egal, natürlich ist es schön, wenn ein realistischer Bezug dahinter steht, aber das muss nicht durchgängig sein. Es zählt, ob es spannend ist und man dran bleibt an der Geschichte und sich nicht langweilt.

In einer Beschreibung wird die Figur Lisa als munter bezeichnet. Wie beschreiben Sie selbst Ihre Rolle? Ist sie das vermeintlich süße Mädel, das nach dem Tod der Mutter wieder nach Hause kommt, im Familienbestatter-Unternehmen mitarbeiten muss, der Vater Alfons sitzt im Rollstuhl, hält von ihrer Ermittlertätigkeit und auch dem Job als Physiotherapeutin wenig, der Bruder ist zudem weniger tough. 

Anna Fischer: Lisa ist eine starke Frau, die da durchgeht. Sie hat aber verschiedene Probleme, sie wäre gerne Thanatologin, aber eben auch Physiotherapeutin, sie steht unter dem Druck, Geld verdienen zu müssen, ist der Kritik des Vaters ausgesetzt, der will, dass sie mehr im Bestattungsinstitut machen soll. Sie wird nicht dafür  wertgeschätzt, was sie macht: sie hält die Familie, das ganze Konstrukt am Leben. Vielleicht ist sie munter, aber mehr finde ich, sie ist kurz vorm Aufgeben, will das Ganze hinschmeißen. Wenn sie aber einen Mordfall lösen kann, dann wacht sie auf, ist mit ihren Sinnen da und versucht Gerechtigkeit walten zu lassen. Das ist für mich Lisa: sie geht mit der Gerechtigkeit ins Gericht. Sie will etwas aufklären, was keiner macht und ihr keiner zutraut. Sie kann gar nicht anders. 

Die Bestatterin – Die unbekannte Tote am 28.1. in der ARD, ab 20.15 Uhr.