Wenn ein Star-Pianist auf einen Deutschrock-Popsänger trifft und dessen Songs gemeinsam mit ihm im neuen Gewand präsentiert
Sebastian Knauer und Johannes Strate, der eine Festivalleiter von Mozart@Augsburg, der andere Leadsänger der Band „Revolverheld“. Sie sind Nachbarn in Hamburg, begegnen sich beim Müll rausbringen, erzählen sich gegenseitig, was der jeweils andere tut und beschließen miteinander musikalisch zu agieren. Es ist Pandemie, beide ansonsten viel unterwegs, haben Zeit: heraus gekommen ist ein Programm, das sie nach einem ersten Auftritt vor 100 Leuten kürzlich, nun in der evangelischen St. Ulrich Kirche im Festivalprogramm von „Mozart@Augsburg“ zum Besten gaben.
Zwar musste der Auftritt mangels genügend verkaufter Karten vom Kongress am Park in die Kirche verlegt werden. Doch diese wiederum ist nun gut gefüllt, besteht gefühlt zur Hälfte aus Strate/Revolverheld- und zur anderen aus Knauer/Mozart-Fans. Doch Mozart hört man an diesem Abend nicht.
Zur Mitte der diesjährigen, zehnten Festivalausgabe gibt es überwiegend Songs der Band Revolverheld und aus Strates Soloalbum, neu arrangiert von Fabian Richter für ein Duett mit Sebastian Knauer am Flügel, der jedoch auch Klassik hören lässt. Etwa Beethoven zu Beginn, als Knauer mit dessen „Mondscheinsonate“ vom „Rockstar“ der Klassik den der deutschen Popwelt einführt. Beide lauschen auch gegenseitig dem jeweils anderen, wenn der sein Genre präsentiert oder spielen eben gemeinsam.
„Ich bin immer schon Fan jeglicher Musik gewesen, von Pop, Rock und Jazz…auch von Revolverheld, von Johannes, war viel bei seinen Live-Performances…und sagte, ich will einmal mit so einem auf der Bühne stehen. Es ist toll, macht Spaß, aber ich nehm es genauso ernst als würde ich ein Mozart-Klavierkonzert spielen“, so Knauer im a3kultur-Interview nach dem Konzert, das die Zuhörer sichtlich und hörbar begeisterte, auch durch die kleinen Anekdoten, die beide erzählen. Wie zum Bespiel, als der weltweit auftretende Knauer beim Ankommen in einem deutschen Hotel neben Strate, der überschwänglich vom Personal begrüßt wird, als dessen Chauffeur angesehen wird. Und auch für Strate war und ist es ein besonderes Erlebnis, „etwas anderes, als was ich mit meiner Band mache. So etwas wie heute in der Kirche würden wir nie spielen. Es ist für mich eine andere Art der Musik, auch wenn es meine Songs sind, eine ganz andere Sportart.“
E- und U-Musik ergänzten sich zu einer Einheit, die aufging in „Sebastian Knauer meets Johannes Strate“. Ganz im Sinne einer Revolverheld Liedzeile „Ich will das mit uns neu erzählen“ wurden Rock-Pop-Hits im klassischen Gewand gespielt und eröffneten eine andere Sichtweise auf zwei Musikrichtungen.
Eine weitere Liedzeile „Ich werd die Welt verändern…“ wurde daher ebenso im Sinne von „Ich werde Ansichten ändern“ aktiviert, denn die anwesenden Klassik-Begeisterten dürften nach diesem Treffen zweier Stars (in jeweils ihrem Genre) Geschmack am Repertoire der Band und die Revolverheld-Fans am Festival im Namen Mozarts gefunden haben.