Jan Ammann ist seit 2000 immer wieder
gern am Festspielhaus als „König Ludwig II.“
Ich erreichte Jan Ammann im Spätsommer 2022 für das Interview in Köln, hier stand er vor der Kamera für seine Rolle in der RTL-Serie „Unter uns“. Aber es gibt einen Ort, an den der erfolgreiche und vielseitige Sänger und Schauspieler immer wieder gern zurückkehrt und das ist Füssen. Hier begann vor vielen Jahren eine ganz besondere Verbindung des Musicaldarstellers zur Region Allgäu, zum Festspielhaus und besonders zu einer Rolle:
Jan Ammann schlüpfte nämlich bereits während seines Gesangstudiums in die von König Ludwig II., mimte diese historische Figur in „Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies“ (2000 bis 2003) und war bei der Welturaufführung des neuen Musicals „Ludwig2 – Der Mythos lebt“ für die Titelrolle engagiert (spielte sie 2005 bis 2007).
Was fasziniert Sie an dieser Rolle?
Jan Ammann: Mich verbindet sehr viel mit der Rolle. Zum einen tiefste Zuneigung zum König, ich bin ein Königstreuer. Ich finde die Person unglaublich faszinierend. Wenn man das Geschichtliche über ihn, sein Wesen, seine Ansichten, aber auch zu seinen privaten Schwierigkeiten liest, die ihn wie jeden anderen Menschen auch umgaben. Wobei es eine andere Dimension ist, wenn man König ist. Er ist für mich ein großartiger König gewesen und es birgt eine gewisse Romantik.
War das immer schon so bei Ihnen oder kam dieses starke Interesse mit der Rolle?
Jan Ammann: Ich bin nicht zum König gekommen, sondern der König zu mir. Er hat in meinem Leben viel ausgelöst und in Bewegung gebracht in alle Richtungen der emotionale Ebenen. Er hat mich wirklich geprägt. Füssen ist eine große und wichtige Station für mich, in meinem privaten Leben wie auch in meiner beruflichen Karriere hat er immer ein Zünglein an der Waage gehabt und war mir wohl gesonnen.
Und Ihr gemeinsamer Geburtstag, der 25. August, verbindet zudem?
Jan Ammann: Auch die komplette Statur, wir sind exakt auf den Zentimeter gleich groß.
Neben vielen weiteren erfolgreichen Rollen als Musicaldarsteller ist aber der „Kini“ schon eine, die Sie immer wieder gerne übernehmen?
Jan Ammann: Ja, den König darzustellen, ist für mich, auch wenn ich momentan etwas weniger auf den deutschen Bühne zu sehen bin aufgrund meiner Beschäftigung beim Fernsehen, definitiv eine Pflicht: weil es mich glücklich macht und eine Partie ist, die ich gerne spiele. Es geht um den König an sich und die Art und Weise wie man ihn zeichnet! Meine Umsetzung der Figur war und wird auch immer respektvoll sein und soll es schaffen, dass das Publikum dem König wohl gesonnen ist. (2017 bis 2020 konnte man ihn in diesem Stück immer wieder erleben.)
Hat sich im Lauf der Zeit, auch durch die unterschiedlichen Fassungen etwas an Ihrer Herangehensweise und am Blick auf den historischen Ludwig II. ver- und geändert?
Jan Ammann: Mein Blick auf den König hat sich nicht geändert, es ist nur eine andere Herangehensweise, wie ich die Figur auf der Bühne zeichne. König Ludwig II. machen viele Facetten, Fähigkeiten und Phänomene aus. Er hatte das Geschick, technisch so versiert zu sein und ein modernes Verständnis zu haben. Wobei er damit aber auch gegen Wände gelaufen ist, viel Gegenwehr erhielt…Zu überlegen, was es bedeutet für einen jungen, 18-Jährigen, der inthronisiert wird…und Ludwig selbst wohl lieber auf dieses Amt verzichtet hätte, da kann man sich ausmalen, was sich für emotionale Untiefen in diesem Menschen auftaten. Und das ist immer wieder ein sehr schöner Fundus, auf den man zurückgreifen kann, um diese Rolle in seiner Vielschichtigkeit und in den Facetten des Ludwigs zu zeichnen. Für mich ist es manchmal tatsächlich der Kampf mit den Zwergen, also den Ministern. Dann ist es der emotionale Kampf, das Träumen davon, eine Idealwelt zu erschaffen…romantische und tollkühne Ideen. Aber ein großer und starker Wesenszug von Ludwig, das in seinem Amt durchzusetzen. Er war sehr mutig seiner Zeit, aber sicher für die Politik nicht gewollt, unbequem und lästig.
Obwohl Sie Füssen sehr zugewandt sind, aktuell spielen Sie in der RTL-Serie „Unter uns“ die Rolle des Chris Weigel. Wie kam es dazu?
Jan Ammann: Die dritte Anfrage von RTL kam in einer Zeit, als diese Chance willkommen war, das Metier für eine Zeit zu wechseln und zu wachsen, auch geschuldet den Umständen während der Pandemie. Ich hatte einfach Glück, dass eine Casterin mich bereits auf der Liste hatte und ich tatsächlich die Möglichkeit wahr genommen habe, vorzusprechen. Aber ich wusste nicht, um welche Rolle es sich handelte. Dass es ausgerechnet der Ursohn dieser Familie Weigel ist, war mir nicht bewusst.