Christopher Clark erkundet Venedigs Lagune mit dem Boot.

Terra X -Welten-Saga: Interview mit Sir Christopher Clark

In der sechsteiligen Dokumentationsreihe mit Sir Christopher Clark geht es an die ein oder andere UNESCO-Welterbestätte. Ich sprach mit dem Historiker und Moderator, Sir Christopher Clark, zur Reihe und wie er gerade jetzt in Zeiten des nicht Reisen können die Arbeit und die damit verbundenen Aufenthalte an den besonderen Orten bewertet.

Herr Clark, Sie reisten einmal um den Globus, Ihr Weg führte Sie von der Cheops-Pyramide in Ägypten bis zum Nationalpark Serengeti in Tansania, vom „Palast der Winde“ im indischen Jaipur bis in die Wüste Jordaniens, von der Lagunenstadt Venedig bis in die mexikanische Stadtanlage Teotihuacán sowie zu vielen weiteren beeindruckenden Kultur- und Naturdenkmälern. Jetzt, wo das Reisen nicht geht, muss das doch etwas Besonderes für Sie sein? Und für den Zuschauer bietet die Reihe, die Möglichkeit, wenigstens im Ansehen unterwegs sein zu können. Wie bewerten Sie das?

Sir Christopher Clark: Für mich ist es sogar unvorstellbar, dass ich diese Reisen machen konnte. Man kann sich im Moment ja kaum vorstellen, dass man irgendwann wieder in einen Flieger steigen kann.

Wir leben in einer selbst auferlegen Isolation.

Die Zivilgesellschaft geht gerade mit der staatlichen Autorität gemeinsam. In der Isolierung ist dennoch ein Gefühl des Zusammenhalts entstanden. Weltkulturerbe-Stätten eignen sich auch dafür, die Menschen zusammenzubringen. 

Jetzt eben nicht vor Ort, aber zumindest über Ihre Reihe. Was hat Sie ganz persönlich an den Dreharbeiten fasziniert?

Sir Christopher Clark: Die Begegnung mit den Menschen, ob in Äthiopien, Kenia, Jordanien, im Iran oder in Kambodscha.

Wenn man in Kontakt kommt, wird das Menschliche sichtbar. Vieles trennt vermeintlich die Menschen, aber diese Orte, die Welterbe-Stätten verbinden, sie sind Orte der Kommunikation, bringen verschiedene Kulturen zusammen.

Aber ich habe auch ein stärkeres Gespür für die Ungleichheit auf der Welt erhalten.

Das Augsburger Wassermanagement-System ist seit Juli 2019 UNESCO-Welterbe. Das wäre doch auch mal einen Besuch wert, für weitere Folgen?

Sir Christopher Clark: Ja, Wasser ist ein übergreifendes Thema. Wir haben etwa in einer Wüstenstadt ein ausgeklügeltes Wassersystem entdeckt, dort wo Wasser eigentlich Mangelware ist.

Die Drehorte werden immer vom ganzen Team um Regisseur Gero von Boehm ausgesucht. Wir sind schon lange ein kompaktes Team mit dem selben Arbeitsethos, ohne dass wäre es für mich nicht machbar. 

Die Arbeit ist für mich eine wunderbare Bereicherung, ich habe so viel erlebt.

Wie geht es Ihnen derzeit ganz persönlich und auf was freuen Sie sich am meisten in der Zukunft?

Sir Christopher Clark: Ich halte mich an die Empfehlungen, die ausgesprochen werden, aber ich vermisse den Kontakt zu Menschen. Ich finde es schön, unter Fremden zu sein, sitze gerne in der Menge, im Café und schreibe dort oft, ich mag das Gemurmel um mich herum.

Sobald wie möglich sitze ich sofort wieder im Flieger, gehe ins Theater und ins Café. Das gehört zu meinem Leben. Andererseits nutzte und nutze ich diese Pause. Für mich ist es auch wohltuend, mal langsamer zu denken, zu lesen, mehr in die Tiefe gehen zu können. Es ist eine Art goldene Stunde des Langsamen. Aber ich habe natürlich auch das Glück, dass ich das nicht alleine durchmachen muss, sondern bei meinem jüngeren Sohn und seiner Partnerin in Cambridge sein kann. Und man kommt dann eben über den Gartenzaun ins Gespräch mit den Nachbarn.

Die Gespräche mit den Menschen, die Sir Christopher Clark an den Welterbe-Stätten getroffen hat, sind seit 3. Mai im ZDF, immer sonntags um 19.30 Uhr, und in der ZDF-Mediathek zu sehen.

Bildunterschrift:

Christopher Clark erkundet Venedigs Lagune mit dem Boot / Bild: ZDF und Simone Franzoline.