Gabi Röhrl auf dem Jakobsweg.

„Nur die Füße tun mir leid.“ Filmemacherin Gabi Röhrl auf Kleos Bank zu ihrem Jakobsweg-Film

Gehen, gehen, gehen – Gabi Röhrl hat genau das gemacht und tut es noch heute immer wieder, auch in direkter Umgebung ihrer Heimat Siegenburg. 2011 macht sie sich auf den Weg, um den berühmten Jakobsweg zu machen. Zeit für sich, eine Auszeit, um alles hinter sich zu lassen, dies wünscht sich die ehemalige Wirtin des Klosters Weltenburg, damals zu ihrem 50.  Dass sie zur „filmenden Pilgerin“ wird, war zu diesem Zeitpunkt noch in weiter Ferne. „Ich wollte wissen, ob ich es schaffe 900 Kilometer zu Fuß zu gehen. Ursprünglich waren es keine religiösen Gründe oder welche der Selbstfindung. Ich wollte einfach die Herausforderung annehmen, hatte allerdings schon Bedenken wegen Heimweh nach meinem Mann und meiner Familie.“ Und so startet sie von St.-Jean-Pied-de-Port in Frankreich bis nach Santiago de Compostela und wandert weiter bis zum Kap Finisterre. „Dort kam ich pünktlich nach knapp sechs Wochen genau zu meinem Geburtstag an.“ Dass sie der Weg jedoch so fesseln würde, hätte sie nie gedacht. Gabi Röhrl wird auf dieser Reise zwar klar, dass ihr Leben so wie es ist, gut ist, „dass es passt! Natürlich gibt es welche, die nach dem Jakobsweg ihr Leben ändern.“ Aber sie hat auch gelernt, klar und deutlich auch mal Nein zu sagen, etwa zu Energiefressern, die ein jeder in seiner Umgebung hat. Und sie widmet sich fortan ihrer Leidenschaft, der Fotografie. 

„Geh los und schau, was der Weg mit dir macht!“ Ein Zitat eines Priesters aus Gabi Röhrls Film „Nur die Füße tun mir leid.“ bringt es auf den Punkt, was für sie das Wesentliche am Abenteuer Jakobsweg ist. „Durch das Gehen kommt vieles in Bewegung, der Kopf wird frei, man kann die Gedanken aufräumen, ordnen…bis der Moment der Gedankenlosigkeit kommt und es ans Eingemachte geht.“

Den langen Weg hat sie mittlerweile dreimal bewältigt, auch andere Jakobswege (den portugiesischen, den Münchner Jakobsweg) ging sie.

Vom Gehen zum Film 

Ihren allerersten, den Camino Francés, der klassische Jakobsweg von den Pyrenäen nach Santiago, der bis in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zurückgeht, wollte sie irgendwann auch filmen.  „Es gibt so viele Filme und Dokumentationen zum Jakobsweg, aber immer stehen die Protagonisten, die Pilger und ihre Geschichten im Mittelpunkt.“ Sie hingegen wollte den Weg selbst, der sie so gepackt, ihr alles abverlangt hat, in den Fokus rücken. 

„Ich bin ja ursprünglich keine Filmemacherin, aber für mich ist der Weg, der mich so klein gekriegt hat und so groß gemacht hat, einfach immer auf der Strecke geblieben. Und oft wird gar nicht an der eigentlichen Strecke gedreht.“ 

Für ihre Dokumentation ging Gabi Röhrl 2017 und 2018 jeweils von Mitte Mai bis Ende Juni erneut die 900 Kilometer von Saint-Jean-Pied-de-Port bis zum Kap Finisterre und filmte. „Alles alleine, ohne weitere Hilfe oder Unterstützung. Ich war Teil der Pilger.“ Neben ihrem sechs Kilogramm schweren Rucksack an Pilgerausrüstung kamen noch zusätzlich acht Kilogramm an Filmequipment hinzu. „Das war nicht einfach, aber wir Holledauer sind zähe Leut“, so die „filmende Pilgerin“ schmunzelnd.

Das Ergebnis feierte schließlich im November 2019 Premiere, hat bis dato bereits über 50.000 Zuschauer. Gabi Röhrl selbst stellte ihn schon in knapp 100 Kinos persönlich vor, um mit den Zuschauern zu sprechen und diesen ihre Begeisterung für den Camino zu vermitteln. „Es war das anstrengendste, aber bis dato auch das erholsamste in meinem Leben. Die beste Erholung ist schlicht und ergreifend: gehen, gehen, gehen.

Auf Kleos Bank #stayathome sprechen wir über ihre Beweggründe, den Jakobsweg zu laufen.