Mentalität und harte Arbeit sind meine Stärken
Zdravo Nediljko, mehr kann ich leider nicht auf Kroatisch. Zum Glück gibt es die Brücke über das Englische, worin Ihr Euch auch auf dem Platz untereinander verständigt.
Bleibt Dir neben Deiner Arbeit überhaupt Zeit, um Deutsch zu lernen. Und was konntest Du in Deiner kurzen Zeit hier bereits an deutschen Besonderheiten kennen lernen? Du warst auch bei der Rot-Grün-Weißen Nacht auf dem Plärrer dabei.
Nediljko Labrović: Zunächst einmal bin ich wirklich froh, wie mich jeder hier aufgenommen und akzeptiert hat. Ja, wir sprechen neben Deutsch hauptsächlich Englisch. Aber ich hoffe, dass ich meine Deutschkenntnisse in naher Zukunft auf ein anderes Niveau bringen kann. Das Fest war wirklich großartig für mich. Schön, dass ich teilnehmen konnte. Ich hatte die Gelegenheit, die Bräuche in diesem Teil Deutschlands besser kennenzulernen.
Welche Feste feiert Ihr bei Dir zu Hause in Kroatien?
Nediljko Labrović: In meinem Heimatort, in der Nähe von Split gibt es ein ziemlich großes Fest. Und zwei Wochen danach wird am 15. August ebenso groß Maria Himmelfahrt gefeiert.
Nun ist Deine Position des Torwarts die, bei der vermeintlich am deutlichsten Erfolg und Misserfolg gemessen werden können. Entweder du hältst den Ball oder er geht ins Tor. Was hat Dich dennoch bewogen beim Fußball diese besondere Rolle einzunehmen?
Nediljko Labrović: Es gibt viele Nuancen in dieser Position. Mich reizte daran, dass man auf sich allein gestellt ist, seine Entscheidungen trifft und auch die Konsequenzen dafür trägt, wenn sie nicht gut sind. Und dass man, wenn man die Bälle hält, dem Team auch in schwierigen Momenten helfen kann. Das war es, was mich am meisten angesprochen hat, als ich anfing zu spielen. Und natürlich hat mir das Tauchen und Springen nach dem Ball von Anfang an gefallen.
Und in welchem Alter hast Du beschlossen, Torwart zu werden?
Nediljko Labrović: Von Anfang an, schon im Alter von sieben Jahren, als ich mit Fußball anfing, wollte ich immer Torwart sein.
Du sagtest, man ist auf sich allein gestellt, aber man ist natürlich auch auf sein Team angewiesen. Wenn die Verteidigung nicht gut ist, ist das doch auch ein Problem für Dich?
Nediljko Labrović: Natürlich. Wenn das Team gut spielt und mir hilft, dann kann das Spiel aber eben auch ein bisschen langweilig werden. Doch in allen Spielen ist es das Wichtigste, dass jede Position so gespielt wird, wie es sein sollte und jeder so viel wie möglich zum Team beiträgt.
Wie gehst Du ganz persönlich damit um, dass Du dennoch in der Wahrnehmung von außen leicht der Held, aber auch der Versager sein kannst?
Nediljko Labrović: Man muss mental und körperlich wirklich stark sein. Man darf sich nicht zu sehr um Fehler kümmern. Man sollte mehr an sich selbst denken, an die eigene Positionierung. Selbst wenn Fehler passieren, sollte man sie einfach vergessen und weitermachen, wie im Leben, ständig weitermachen und aus diesen Fehlern lernen.
Du bist erst 24. Wie hast Du Dir diese Einstellung angeeignet?
Nediljko Labrović: Klar könnte man nach einem Fehler denken, dass man das Team oder auch die Fans im Stich gelassen hat. Aber es ist wichtig, dass die Kollegen an einem sehen, dass einem der Fehler nichts ausmacht, dass wir als Team weitermachen und dass wir selbst bei einem negativen Ergebnis das Spiel noch drehen können. Das ist das Wichtigste, dass die anderen auch in schwierigen Zeiten sehen, dass man selbstbewusst ist und weitermachen kann. Das gibt ihnen Kraft und vielleicht auch Mut. Ich habe es gelernt, als ich mit 17 1/2 Jahren angefangen habe, Profi-Fußball zu spielen. Ich habe mehr als 150 Spiele in der zweiten und ersten Liga und in europäischen Wettbewerben gespielt. Das war in der Vergangenheit eine gute Lehre für mich.
Was ist Deiner Meinung nach der größte Unterschied im Profifußball und auch im Leben außerhalb des Platzes zwischen Kroatien und Deutschland?
Nediljko Labrović: Wenn es um Fußball geht, ist es hier viel intensiver. Jedes Spiel hat mindestens 30.000 Zuschauer im Stadion. Es gibt höhere Erwartungen. Für mich hätte ich mir jedoch keinen besseren Schritt vorstellen können. Wenn man es mit Kroatien vergleicht sind einfach die Intensität, die Spieler, die Geschwindigkeit des Spiels auf einem anderen Niveau. Und wenn es um das Leben in Deutschland geht. Alles ist organisiert, diszipliniert. Das gibt es in Kroatien auch, aber nicht so wie hier.
Was sind Deine Stärken und in welchen Bereichen musst Du Dich noch entwickeln?
Nediljko Labrović: In jedem einzelnen Aspekt des Torwartspiels kann ich mich weiterentwickeln. Ich betrachte mich nicht als fertigen Spieler. Für mich kann man sich auch mit 30 Jahren noch verbessern. Daher werde ich weiter an allen Aspekten meiner Position als Torwart arbeiten. Stärken? Ich glaube meine Mentalität und harte Arbeit sind meine größten Stärken.
Hast Du Vorbilder?
Nediljko Labrović: Gianluigi Buffon. Der erste Torwart, zu dem ich aufschaute, war er. Der zweite ist Manuel Neuer. Diese beiden Torhüter schätze ich sehr.
Dein Vertrag beim FCA läuft fünf Jahre, welche Pläne hast Du für die Zukunft. Was sind Deine Ziele für die nahe und ferne Zukunft, sowohl beruflich als auch persönlich?
Nediljko Labrović: Mein persönliches Ziel ist, wie schon erwähnt, jeden Tag ein bisschen besser zu werden, um dann in einem Jahr viele Fortschritte zu sehen. Das ist mein Hauptziel: mich ständig weiterentwickeln und vorankommen. Was das Team betrifft, ist das Hauptziel, so gut wie möglich Fußball zu spielen, unseren Fans Freude zu bereiten, sie näher zu uns zu bringen und die Spiele zu gewinnen. Persönlich? Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich in der Bundesliga spiele. Für mich ist ein Traum wahr geworden. Daher bin ich im Moment wirklich glücklich. Und ich werde weiter hart arbeiten, um mich weiter zu verbessern und noch viele Jahre hier sein zu können.
Was machst Du neben dem Fußball? Was sind Deine Hobbys?
Nediljko Labrović: Ich lese gern, zum Beispiel Werke von Jordan Peterson oder Hunter S. Thompson, schaue gerne Filme, höre Musik. Ich habe eine ganze Reihe von Interessen, je nachdem, worauf ich gerade neugierig bin.
Gibt es einen speziellen Film?
Nediljko Labrović: Ich war schon immer ein Fan von Quentin Tarantino. „Kill Bill“ ist mein Favorit. Es gibt noch viele andere großartige Filme wie „Der Pate“ oder „Good Fellas“, die ich mag.
Als Du als siebenjähriger Junge mit dem Fußballspielen angefangen hast, wie lief das mit der Schule?
Nediljko Labrović: Ich ging zur Schule, zum Gymnasium. Aber es war nicht so organisiert wie hier in Augsburg. Ich ging zur Schule und trainierte dann. Ich habe schließlich beschlossen, nicht aufs College zu gehen und mich voll dem Fußball zu widmen.
Das Interview mit FCA-Torwart Nediljko Labrovic wurde übersetzt aus dem Englischen.